Von Gerrit Pfennig

Bergedorf.
Seit gestern Nachmittag ist es offiziell: Die britische Chemikerin und Materialforscherin Nicola Spaldin bekommt den mit 750 000 Euro dotierten Körber-Preis 2015. Das gab die Körber-Stiftung bei der Ausstellungseröffnung zu 30 Jahren Körber-Preis vor vielen Besuchern im Haus im Park bekannt.

Nach der Ankündigung der Körber-Gruppe, unter anderem 500 Stellen bei der Hauni zu streichen (Seite 1), wandte sich die Stiftung als alleinige Anteilseignerin damit einem positiveren Thema zu. Wissenschaftsleiter Matthias Mayer schlug dabei den Bogen von der Rockgruppe The Doors zum Wissenschaftspreis: Für beide sei der englische Dichter William Blake mit seinen "Pforten der Wahrnehmung" (Doors of Perception) ein Zitatgeber.

"Es geht darum, die Türen zwischen Bekanntem und Unbekanntem zu öffnen", so Mayer. Dies versuche die Stiftung jedes Jahr - und mit der neuen Preisträgerin, die am 7. September im Hamburger Rathaus ausgezeichnet wird, gelinge dies im besonderen Maße.

Professorin Spaldin, die seit 2010 an der ETH Zürich forscht und lehrt, erhält den Preis für ihre Grundlagenforschung zu Multiferroika. Es handelt sich dabei um Kristalle, die die magnetischen Eigenschaften von Eisen mit denen von elektrischen Ladungen kombinieren. Mit dem Preisgeld will Spaldin die Multiferroika zur Anwendungsreife führen, wie für die Fortentwicklung von Computer-Prozessoren oder den Bau von winzigen Motoren.

Die Britin reiht sich in eine lange Liste von Körber-Preisträgern seit dem Beginn im Jahr 1984 ein. In eindrucksvollen Porträts des Hamburger Fotografen Friedrun Reinhold sind sie jetzt in der Ausstellung zu sehen.

Der Wissenschaftspreis ist längst weit über die Grenzen der Hansestadt bekannt: "Viele Medien haben ihn schon als Hamburger Nobelpreis bezeichnet. Und langsam können wir uns nicht mehr dagegen wehren", sagte Wissenschaftsleiter Mayer schmunzelnd. Schon fünf Preisträger holten anschließend auch den Nobelpreis - allein 2014 gelang das Stefan Hell (Chemie) sowie May-Britt und Edvard Moser (Medizin). Gibt es eine Wiederholung? Hamburg darf gespannt sein . . .

Die Ausstellung ist montags bis freitags, 9 bis 18 Uhr, im Haus im Park (Gräpelweg 8) zu sehen.