Von Carsten Neff

Bergedorf.
Um 13.30 Uhr war gestern ungeplanter "Schichtwechsel" auf der Großbaustelle für das Wohngebiet Glasbläserhöfe am Weidenbaumsweg. Die meisten Arbeiter wurden von ihren Bauleitern vorzeitig in den Feierabend entlassen, an ihrer Stelle rückten ein Dutzend Polizisten, Entschärfer des Kampfmittelräumdienstes und Sprengstoffexperten der Feuerwehr an. Der Grund: Bei Schachtarbeiten unweit des Schleusengrabens hatte ein Baggerfahrer ein brisantes Fundstück entdeckt: Eine Sprenggranate aus dem Zweiten Weltkrieg.

"Es handelt sich um ein seltenes Modell deutscher Wehrmachtsproduktion", diagnostizierte Sprengmeister Peter Bodes. 15 Zentimeter Durchmesser, 40 Kilogramm schwer, mit 20 Kilogramm Sprengstoff gefüllt. Doch was dem Experten besonderen Respekt einflößte, war der Zustand des Zeitzünders: "Der ist bereits thermisch und kinetisch beschädigt." Übersetzt: Der Zünder war bereits "angeditscht" und könnte bei jeder kleinen Bewegung explodieren.

Peter Bodes entschied sich daher für eine Sprengung vor Ort. Während die Polizei die Großbaustelle räumte, betätigte sich einer der Feuerwehrmänner als Baggerfahrer, grub neben der Granate ein fünf Meter tiefes Erdloch. Dann wurde der Schiffsverkehr auf dem Schleusengraben gesperrt. Bodes schoss eine rote Leuchtkugel in den Himmel, jetzt mussten auch die Polizisten in Sicherheit.

Ganz vorsichtig, wie ein rohes Ei, verfrachteten drei Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes das explosive Fundstück in das Erdloch, brachten die Zündung an und verschlossen das "Sprenggrab" mit Erdreich.

Dann ein lauter Knall, keine gewaltige Detonation. Etwas Rauch, kein riesiger Erdauswurf. "Uns ist es gelungen, den Zünder abzusprengen, ohne den Sprengstoff im Metallkörper selbst zu zünden", erklärte Peter Bodes. Applaus - Gefahr gebannt!