Neuallermöhe
(gr)
. "Ich spürte, wie Stefan mir das Messer in die Seite rammte." Die Aussage des 25-jährigen Tobias M. gestern vor dem Bergedorfer Schöffengericht war eindeutig und belastete damit den Angeklagten. Bei dem blutigen Streit in einem Treppenhaus am Ebner-Eschenbach-Weg war es um eine Bong gegangen, eine Wasserpfeife zum Haschischrauchen (wir berichteten).

Der 28-jährige Stefan A. muss sich in dem Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten, weil er seinen 25-jährigen Freund Tobias niedergestochen haben soll. Die Messerspitze brach ab und blieb im Körper des Opfers stecken, im Boberger Krankenhaus wurde sie herausoperiert. Gestern, am dritten Verhandlungstag, sagte Tobias M. erstmals als Zeuge aus.

Der Angeklagte verweigert in dem Prozess die Aussage, vor der Polizei hat er sich aber zu den Vorwürfen geäußert. Demnach erschien Tobias M. mit seiner Freundin unangemeldet in der Wohnung von Stefan A., um gemeinsam eine Pfeife zu rauchen, Stefan lehnte ab. Dann soll Tobias bedrohlich mit einem aufgeklappten Taschenmesser gefuchtelt und die Bong von der Fensterbank gegriffen haben.

"Anschließend flüchtete er aus der Wohnung. Ich verfolgte ihn. Zu meiner Verteidigung griff ich mir drei Messer aus der Küche", sagte Stefan vor der Polizei. Bei der Verfolgung will er dann mit dem Messer in der Faust auf der Treppe gestolpert und in Tobias hineingefallen sein.

Für die medizinische Sachverständige Dr. Dragana Seifert war diese Aussage wenig glaubwürdig. "Ein Stich muss schon mit großer Wucht geführt werden, damit das Messer bis zum Wirbelkörper vordringt und dann noch die Spitze abbricht", erklärte sie in ihrem Gutachten.

Verteidigerin Karin Hoffmann wollte die Sachverständige für befangen erklären lassen, weil diese ihr Gutachten ohne Einsicht in die Krankenakte von Tobias erstellt habe. Das Gericht lehnte einen entsprechenden Antrag ab. Die Anwältin wollte auch die Glaubwürdigkeit von Tobias M. fachmännisch untersuchen lassen, weil dieser nach eigener Aussage an einer Psychose leide. Auch diesen Antrag verwarf die Kammer. Der Prozess wird am 9. Juni fortgesetzt.