Von Thomas Voigt

Neuallermöhe.
Karlheinz Kruse fühlte sich und seine Schule merklich geadelt. "Es ist eine große Hilfe, dass Sie uns besuchen und Interesse an unserer Arbeit bekunden", erklärte der Schulleiter der Gretel-Bergmann-Schule gestern Nachmittag gegenüber der stellvertretenden Bundestags-Präsidentin Ulla Schmidt und dem Bundestagsabgeordneten Metin Hakverdi (beide SPD).

Hakverdi und Schmidt, die auch Bundesvorsitzende der Lebenshilfe ist, waren auf die Schule aufmerksam geworden, nachdem diese im Frühjahr den Werner-Otto-Preis für wegweisenden Inklusionssport erhalten hatte (wir berichteten). Inklusion in der Schule bedeutet gemeinsamer, gleichberechtigter Unterricht mit behinderten und nichtbehinderten Schülern.

Doch aus dem Informationsgespräch über das Inklusionskonzept der Neuallermöher Stadtteilschule wurde schnell eine Diskussion über die geringe Zahl von Schüleranmeldungen. "Laut Schulentwicklungsplan sollen wir jährlich sechs fünfte Klassen einschulen, wir haben aber nur vier zusammenbekommen", sagte der stellvertretende Schulleiter Jörg Schmidt. Stattdessen favorisieren die Grundschulabsolventen und ihre Eltern die Stadtteilschule Bergedorf (GSB), wo die Fünftklässler im kommenden Schuljahr neunzügig an den Start gehen.

1372 Schüler besuchen derzeit die Gretel-Bergmann-Schule, unter den 150 Lehrkräften sind mehr als 30 Sozialpädagogen und Sonderpädagogen. Vier bis sechs Kinder mit Förderbedarf sind in jeder Klasse. Eine Besonderheit der Schule mit den inhaltlichen Schwerpunkten Sport und Kultur sind auch die vier Vorbereitungsklassen mit jeweils acht bis 14 Flüchtlingskindern, die diese ein Jahr besuchen.

"Bei der Auswahl der weiterführenden Schule gelten andere als naturwissenschaftlich und musisch, und Sie sind die Schule mit den Behinderten und Flüchtlingen", resümierte Ulla Schmidt. "Wir müssen diese Stigmatisierung überwinden." Hakverdi ergänzte: "In Theorie und Planung ist die Einordnung der Stadtteilschule als ,Resteschule' längst überwunden, in der Praxis offenbar noch nicht." Kruse und sein Stellvertreter sehen zudem ein Problem der Stadtteilflucht. Jörg Schmidt: "Auch das Gymnasium Allermöhe schult statt sechs nur vier fünfte Klassen ein."