Von Thomas Voigt

Bergedorf.
Haus- und Wohnungsbesitzer, die in diesem Frühjahr einen Maler, Glaser, Elektriker oder Installateur bestellen wollen, müssen mit längeren Wartezeiten rechnen als gewohnt. "Die Terminkalender im Handwerk sind ziemlich dicht", sagt Bezirkshandwerksmeister Christian Hamburg, der damit nicht nur für seinen eigenen Raumausstatter- und Malerbetrieb spricht.

Wer von der Firma Ewald Hamburg sein Wohnzimmer neu tapezieren lassen will, muss derzeit zehn bis zwölf Wochen auf einen Termin warten - drei Wochen länger als im Frühjahr 2014. "Es ist also ratsam, rechtzeitig vor der großen Familienfeier an uns heranzutreten, damit zum Fest alles tiptop aussieht", rät Christian Hamburg.

Auch bei den Elektrikern hat sich die Wartefrist seit dem vergangenen Frühjahr verlängert. "Zwei Wochen Vorlauf sind nicht mehr zu schaffen", sagt Geschäftsführer Carsten Wulff vom Bergedorfer Elektrobetrieb Eckstein. "Bei größeren Installationen müssen wir unsere Kunden schon mal um vier Wochen Geduld bitten. Notfälle wie Stromausfall schaffen wir natürlich in der Regel in Tagesfrist aus der Welt." Eckstein sucht ebenso wie andere Betriebe der Branche händeringend Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik und Installateure. Wulff: "Jahrelang war vom Azubi-Mangel die Rede, jetzt ist das Problem beim Endverbraucher angekommen."

Beim Sanitärhandwerk herrscht ebenfalls Auftragsflut. "Unser Notdienst kommt sofort. Wer sein Badezimmer neu gestaltet haben möchte, wartet bei uns jedoch nicht mehr zwei Wochen, sondern vier bis sechs", beschreibt Oliver Schellhorn vom gleichnamigen Bergedorfer Sanitärbetrieb. Nach seinen Worten liegt das nicht nur an der Vielzahl, sondern auch an der Qualität der Aufträge: "Standardsortimente werden seltener gefragt, sondern immer mehr Teile individuell. Da dauert die Bestellung länger."

Wer tagtäglich mit Handwerkeraufträgen zu tun hat, kann sich freuen, wenn er gut vernetzt ist. Otto Ahlers, Architekt in Lohbrügge: "Meine langjährigen Kontakte zu leistungsstarken Handwerkerfirmen kommen mir jetzt zugute. Viele qualifizierte Betriebe können nur noch ihre Stammkunden bedienen und nehmen keine neuen Kunden mehr an. Im Elektro- und im Sanitärhandwerk sind die Engpässe am schlimmsten."

Glaser Karsten Sommer aus Bergedorf lobt die Geduld seiner Kunden: "Wenn ich gleich sage, es dauert mindestens drei Wochen, dann haben die meisten Verständnis. Richtig schlimm sind nur falsche Versprechungen." Auch Bezirkshandwerksmeister Hamburg sieht nicht wirklich eine Krise: "In der Industrie sind drei Monate und mehr Vorlauf völlig normal - sonst gibt es Kurzarbeit."