Von Anne K. Strickstrock

Bergedorf.
Die Jugendkriminalität hat in Hamburg erheblich zugenommen: Von 75 250 Tatverdächtigen, die 2014 registriert wurden, sind 16 002 unter 21 Jahre alt - das ist ein Plus von 16,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allein für den Bezirk Bergedorf weist die Statistik 284 Kinder, 467 Jugendliche (14 bis 18 Jahre alt) und 300 Heranwachsende als mutmaßliche Straftäter aus.

Allerdings umfasst das Ausmaß der Delikte eine weite Spanne. Dass die "unerlaubten Aufenthalte" hamburgweit um 44,8 Prozent zugenommen haben, ist angesichts der vielen minderjährigen Flüchtlinge wenig verwunderlich. Aber auch Bedrohung (+21,7 %) und Beleidigung (+17,9 %) wurden erfasst, ebenso der unglaublich rasante Anstieg von Taschendiebstählen (+83,5 %).

"Die minderjährigen Flüchtlinge sind bei uns in Bergedorf kein Problem, da ist nicht ein Intensivtäter dabei", sagt Kriminalhauptkommissarin Anja Hufnagel. Als Jugendbeauftragte der Polizei begleitet sie im Bezirk aber immerhin zehn sogenannte "Obacht-Täter", die sehr gewaltbereit sind und schon mindestens drei Straftaten auf dem Kerbholz haben: "Die meisten von ihnen wohnen in Neuallermöhe und ziehen als kleine Gangs umher. Da stehen Erpressung und Schlägereien auf der Tagesordnung." Als Tatverdächtige in diesem Stadtteil wurden insgesamt 114 Jugendliche und 101 Kinder (bis 14 Jahre) aufgelistet.

Während im Landgebiet die Zahl aller Tatverdächtigen deutlich gewachsen ist - um 131 auf 745 - beträgt die Steigerung in Lohbrügge nur 48 auf 1095. Ein Grund: Die große Zahl an Raubtaten im Grünen Zentrum gehört inzwischen der Vergangenheit an.

Dabei bleibt die Masche seit Jahren dieselbe: Wer nach der Uhrzeit gefragt wird, zückt häufig ein sündhaft teures Handy aus der Jackentasche - und sieht sich sogleich einer Messerklinge gegenüber oder wird mit Prügel bedroht. Für den Bereich Bergedorf wurden 2014 insgesamt 1127 Tatverdächtige ermittelt. Darunter waren allein 150 Jugendliche, zum Vergleich: Im Vorjahr waren 98 Jugendliche tatverdächtig, die Steigerung beträgt also plus 52 %. "Viele dieser Jugendlichen leben in Bergedorf-West. Dort brauchen wir daher dringend einen Straßensozialarbeiter", appelliert die Polizistin.