Von Bettina Biester

Bergedorf.
Dass ein Jahr so schnell vorübergehen könnte, hätte Roxanne Drewry nie gedacht. Jetzt sind es nur noch wenige Wochen, die die Austauschschülerin aus den USA bei ihrer Gastfamilie in Bergedorf verbringt. Zurück will die 17-Jährige eigentlich nicht - zu schön waren die Momente, die sie erlebt hat.

"Ich liebe Hamburg. Es gibt so viel Geschichte hier. Die Stadt ist so viel älter als meine Heimat", schwärmt Roxanne in gutem Deutsch. Ihre Heimat, das ist Milwaukee, Wisconsin, eine Stadt mit knapp 600 000 Einwohnern im Norden der USA. Dort ist Roxanne - blonde Haare, strahlendes Lächeln - geboren und aufgewachsen, besuchte die elfte Klasse einer Highschool, bevor sie ihr Zuhause für ein Jahr eintauschte.

"Meine Tante hat mich auf die Idee gebracht. Sie nimmt seit Jahren Austauschschüler auf", erinnert sich Roxanne, die derzeit das Luisen-Gymnasium besucht. Darunter sei auch ein Mädchen aus München gewesen, mit der sie sich so verbunden gefühlt habe, dass sie unbedingt nach Deutschland wollte: "Um die Kultur, die Menschen, die Sprache kennenzulernen."

So wie Roxanne entscheiden sich jährlich Tausende Jugendliche für ein Jahr im Ausland. In Deutschland sind es aktuell etwa 18 000. Die Tendenz ist seit Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren jedoch fallend. Beliebtestes Ziel sind die USA, gefolgt von Kanada, Neuseeland und Australien. Der Großteil der Teilnehmer besucht ein Gymnasium, kommt aus Familien mit hohem Einkommen.

Eine Sache haben alle Austauschschüler aber gemein: Sie sind auf der Suche nach einmaligen Erlebnissen. Danach gefragt, sprudelt es aus Roxanne nur so heraus: "Was ich nie vergessen werde, ist der Anblick der Alpen, die ich im Skiurlaub in Österreich gesehen habe. Und auch an die Hefeklöße mit Blaubeeren meiner Gastmutter werde ich mich immer erinnern."

Weit über allem steht für Roxanne allerdings ihre Gastfamilie: Mutter Anette Ertingshausen, Vater Frank Wimmler und Schwester Lea. Sie haben sie aufgenommen wie ein Familienmitglied. "Wir kümmern und sorgen uns um Roxanne genau wie um unsere eigenen Kinder", betont Mutter Anette. Warum sie sich entschieden haben, eine Austauschschülerin aufzunehmen? "Unser Sohn Felix ist derzeit in den USA. Ganz praktisch war damit ein Zimmer frei", sagt die 50-Jährige. Abgesehen davon sei es eine absolute Bereicherung, einen Menschen aus einer anderen Kultur kennenzulernen.

Wer wie Familie Ertingshausen-Wimmler einen Gast aufnehmen will: Aktuell sucht die Organisation Youth For Understanding, mit der auch Roxanne nach Deutschland gekommen ist, Familien, die im August und September einen Jugendlichen aufnehmen. Anmeldung unter (040) 2 27 00 27 78 oder gastfamili