Von Bettina Biester

Bergedorf.
Hamburgs Anziehungskraft bleibt ungebrochen: Bei Fortzügen in einer Größenordnung von 82 000 Einwohnern zieht es jährlich 95 000 Menschen in die Metropole an der Elbe - doch nicht nach Bergedorf. Laut einer Studie der Haspa bleibt der Bezirk bei der Wohnungssuche vieler Neu-Hamburger außen vor. Nur 23 Prozent der Zuzügler berücksichtigen das gesamte Stadtgebiet, lediglich drei Prozent ziehen auch das Umland in Betracht.

"Bergedorf ist einfach nicht das typische Ziel von Neu-Hamburgern", betont Andreas Schmalfeld von der "F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH", die die Studie im Auftrag der Haspa erstellt hat. Das liege an der Lebensphase der Zuzügler. Sie seien zum größten Teil zwischen 20 und 40 Jahren alt und kämen zu 45 Prozent wegen eines neuen Arbeitsplatzes in die Stadt. "Sie wollen einen kurzen Arbeitsweg und eine gute ÖPNV-Anbindung", so Schmalfeld: Argumente, die aus Sicht vieler Neu-Hamburger gegen Bergedorf sprechen.

Hamburgs Osten teilt damit das Schicksal Harburgs. Nur jeder zehnte Zuzügler wagt laut der Studie "In Hamburg angekommen: Wohnungssuche und Wohnungsmarkt aus der Sicht von Neu-Hamburgern" den "Sprung über die Elbe". Ähnlich sieht es in Bergedorf aus. Konkrete Zahlen gibt es zwar nicht, fest steht aber: Wer neu nach Hamburg kommt, den zieht es in citynahe Quartiere.

So sind 46 Prozent der 550 Befragten der Studie in zentral gelegene Stadtteile wie Eimsbüttel gezogen. Weitere 15 Prozent haben eine Wohnung westlich (Altona und Ottensen) oder östlich des Stadtkerns (Barmbek) gefunden. Fast jeder zweite Neu-Hamburger (48 Prozent) ist dabei in seinem "Wunschstadtteil" gelandet. Bei Zugezogenen mit geringem Einkommen liegt der Anteil bei 40, bei Besserverdienern bei 60 Prozent.

Dass Bergedorf bei vielen Neu-Hamburgern unter dem Radar fliegt, ist bei diesen Zahlen offensichtlich. Dass gleichzeitig so viele neue Wohnungen wie etwa am Weidenbaumsweg oder an der Bergedorfer Straße entstehen, stellt dennoch keine Diskrepanz dar: Es sind nicht die Neuankömmlinge sondern die Alt-Hamburger, die es im Laufe ihres Lebens an den Stadtrand und ins Umland zieht. "Wer beispielsweise eine Familie gründet, sucht in den Außenbezirken nach bezahlbarem Wohnraum", begründet Dr. Bernd Leutner, Geschäftsführer des Forschungsinstituts "F+B".

Doch auch unter den Neu-Hamburgern gibt es viele, die sich in einem zweiten Schritt aus dem Zentrum zurückziehen. So sind 70 Prozent der Zuziehenden zwar zufrieden mit ihrer Wohnsituation - doch jeder Vierte sucht weiter. Insbesondere Untermieter (53 Prozent) und Bewohner von Wohngemeinschaften (43 Prozent) betrachten ihre Wohnsituation als vorläufig.

Dass Neubürger so ein positives Bild von Hamburg haben, ist für Haspa-Privatkundenvorstand Jürgen Marquardt eine Chance: "Damit Hamburg weiter wächst, bedarf es einer Fortsetzung der Anstrengungen im Wohnungsneubau und einer offenen Willkommenskultur."