Von Katja Neugebauer

Bergedorf.
15 Jahre Bergedorfer Bürgerpreis - 15 charismatische Alltagshelden, die für die Auszeichnung von Volksbank Bergedorf und Bergedorfer Zeitung dieses Jahr nominiert waren. Dazu eine faustdicke Überraschung, die Moderator und bz-Lokalchef André Herbst im Spiegelsaal des Rathauses am Beginn des Abends andeutete. "Wir brechen zum ersten Mal in der Geschichte des Bürgerpreises mit einer Gepflogenheit, die all die Jahre gehalten hat."

Was er meinte, enthüllte kurz darauf der Jury-Vorsitzende Propst Matthias Bohl (Kirchenkreis Hamburg-Ost): Er kürte als alleinige Siegerin Girija Harland (54). Sie setzt sich bereits ihr halbes Leben lang für Flüchtlinge und Verfolgte ein, kümmert sich um die Betreuung und Eingliederung. Mit ihren Mitstreitern im Verein "Bergedorfer für Völkerverständigung", den sie nun schon 23 Jahre führt, hilft sie beim Start in ein neues Leben. Ihr gelebtes Motto: "Das, was diese oft traumatisierten Neuankömmlinge brauchen, ist Menschlichkeit und Freundlichkeit".

In der Geschichte des Bürgerpreises wurden bislang stets zwei oder drei Sieger ausgezeichnet. Angesichts der Not der vielen Flüchtlinge, so Propst Bohl, und um "wegen der großen Bedeutung des Themas ein deutliches Zeichen zu setzen", hatten sich die sieben Juroren darauf geeinigt, die Bergedorferin allein mit dem mit 4000 Euro dotierten Preis auszuzeichnen.

Propst Bohl würdigte ebenfalls das Engagement aller Versammelten als "großen Schatz", ohne den unsere Gesellschaft nicht funktionieren würde. "Sie bauen flexibel und mit viel Fantasie Brücken, wo es Not tut. Da gibt es in Politik und Verwaltung oft blinde Flecken, manchmal auch totales Versagen".

Bezirksamtschef Arne Dornquast fand für alle Kandidaten die passenden Worte: "Wir richten hier den Blick auf die innere Schönheit von Menschen, die unser Gemeinwesen unglaublich bereichern. Wir sind dankbar für dieses jahrelange Engagement, für Ihr tatkräftiges Zupacken, für Ihre vorbildliche Arbeit!" Auch Volksbank-Vorstand Kay Schäding brachte seine Begeisterung zum Ausdruck: "Beim Start des Bürgerpreises hätte ich niemals gedacht, dass wir uns über eine so lange Zeit über so viele Kandidaten und eine solche Qualität ehrenamtlicher Arbeit freuen dürfen."

Musikalisch bereichert wurde die festliche Verleihung von drei jungen Trompeter-Talenten und Preisträgern des Jugendmusikanten-Wettstreits Bergedorf Nils (12), Charlotte (16) und Louise (12), die den Zuhörern einen abwechslungsreichen Stilmix präsentierten.

Bewegt äußerten sich die von den sieben Juroren mit je einer Urkunde und einer Solo-Laudatio bedachten Kandidaten. Jeder dankte mit einigen Worten. Spontan befand Monika Retzlaff vom Verein "Sicheres Wasser", die stellvertretend für ihren nominierten Vorstandskollegen Helge von Appen bei der Verleihung war: "Es ist ein wunderschöner Abend! Ich bin gerührt, wie die Jury jeden Einzelnen von uns liebevoll würdigt und in Szene setzt."

Kinderferienplaner Fredi Heidemann aus Wentorf brachte humorig-bescheiden auf den Punkt, was auch viele andere Nominierten zu ihrem ehrenamtlichen Engagement sagten: "Ich bin da eigentlich nur so reingerutscht." Seine Äußerung wie auch die anderer Ehrenamtlicher "warum ich hier bin, weiß ich nicht, es gibt doch so viele engagierte Menschen", ließ die Juroren schmunzeln. Wer sich selbst nicht wichtig nimmt und sich Jahrzehnte engagiert, hat mit der Zeit ein eigenes Koordinatensystem. Viel ukrainische "Seele" zeigte der Elektroingenieur Sergiy Khavkin, der sich in seinem elektrotechnischen Studio um die praktischen Fähigkeiten sowie um gute Qualifizierung und Integration für benachteiligte Schüler kümmert: "Obwohl das nicht die erste Urkunde ist, die ich bekomme, klopft mein Herz ganz doll." Fröhlich verkündete DRK-Frontfrau Adelheid Kunde aus Aumühle, was sie an ihrem Ehrenamt schätzt: "Man gibt seine Zeit und erntet ein Strahlen."

Siegerin Girija Harland war beeindruckt von den "vielen tollen Kandidaten, die ich heute hier kennenlernen durfte". Sie freute sich über ihre Auszeichnung mehr noch aber "über die große und überwältigende Welle der Hilfsbereitschaft unserer Bergedorfer". Sie dürfe angesichts immer neuer Kriegs- und Krisengebiete in der Welt und immer neuer Flüchtlinge nicht abreißen.