Von Ulf-Peter Busse

Bergedorf.
Das große Engagement von Politik und Bestattern, Bergedorfs malerischem Friedhof ein Mindestmaß an Modernität und Bürgerfreundlichkeit einzuhauchen, droht ins Leere zu laufen. Per Mitteilung unterrichtet das Bezirksamt den Umweltausschuss in seiner morgigen Sitzung (18 Uhr, Rathaus) davon, dass kein Vorschlag des 2013/14 aktiven Arbeitskreises "Zukunft des Bergedorfer Friedhofs" realisiert wird.

Im April 2014 war das Amt von der Bezirksversammlung beauftragt worden, die Wiederbelebung der Friedhofsverwaltung auf dem Gelände an der August-Bebel-Straße ebenso zu prüfen, wie das Ausweisen eines Friedwaldes. Auch die Digitalisierung des Managements war den Politikern wichtig, damit Begräbnisse endlich auch in Bergedorf online zu planen sind, statt auf die Dienstzeiten der Beamten angewiesen zu sein.

Doch zu allem winkt die Verwaltung jetzt ab. Mit Blick auf das geforderte Friedhofsbüro heißt es: "Die nötigen Investitionsmittel in Höhe von 170 000 Euro gemäß vorliegendem Gutachten für Sanierung und Umbau der bestehenden Büro- und Betriebsgebäude sind nicht vorhanden." Zudem sei die erforderliche Aufstockung des Teams von derzeit 1,5 Stellen im Rathaus auf vier in einem verlässlich geöffneten Büro auf dem Gelände aus Mangel an personellen Ressourcen nicht möglich.

Sehr weit scheint auch der Online-Service entfernt: Erst ein Zehntel der 20 000 Grabstellen sind digitalisiert, weshalb die Friedhofsverwaltung laut Bezirksamt weiter über die alten Karteikarten läuft: "Ausgehend von einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer je Karteikarte von ca. zehn Minuten könnte eine Vollzeitkraft in einem Jahr ca. 10 600 Karteikarten abarbeiten", rechnet das Amt vor. Doch weil ein solcher Einsatz von den Kapazitäten des Bezirks nicht realisierbar sein, soll der Job an einen Dienstleister vergeben werden. Wann das passiert und wie schnell die Firma arbeitet, bleibt offen. Alle Nachfragen unserer Zeitung blieben gestern unbeantwortet.

Das gilt auch für Details zum Friedwald. Hier scheint es aber eine Perspektive zu geben, doch die soll erst im September vorgestellt werden.

Diese Zurückhaltung auf allen Feldern der Modernisierung lässt Bergedorfs ehemaligen Seniorenbeirats-Vorsitzenden Gerd Plambeck staunen. In einem Schreiben an alle Fraktionen der Bezirksversammlung listet er die Steigerung der Friedhofsgebühren um statte 67 Prozent seit 2004 auf. Gleichzeitig sei im Tätigkeitsbericht des Bezirksamtes schon für 2005 von einem Kostendeckungsgrad von 103 Prozent die Rede. Plambeck: "Scheinbar werden die Mehreinnahmen durch die gestiegenen Gebühren heute nicht für den Friedhof verwendet. Das darf so nicht bleiben."