"Gut, dass Sie da sind! Können Sie den Patienten in Zimmer 7 besuchen? Er kann Trost gebrauchen", sagt die junge Ärztin auf dem Krankenhausflur und guckt mich fragend an. Ich nicke, wir tauschen uns kurz aus und etwas später mache ich mich auf den Weg.

Bei dem Mann in Zimmer 7 brauche ich nicht viel sagen. Er spricht über seinen Unfall und das Erschrecken, als er realisierte, wie sein Leben am seidenen Faden hing. Er erzählt von der Freude über erste Behandlungserfolge. Doch dann musste er wieder operiert werden, und jetzt beginnt alles von vorne. Er ist erschüttert, hat keine Geduld mehr. Der Betrieb brauche ihn doch und seine Frau sei am Rande ihrer Kräfte. Seine Kinder gehen ihren eigenen Weg - "gut so", fügt er hinzu. Wie sie seine Frau unterstützen! Gott sei Dank. Überhaupt: Er und seine Frau haben immer zusammengehalten. Das wird auch wieder so sein. Darauf vertraue er. Er ist jetzt ruhiger und bedankt sich für unser Gespräch.

Ob der Mann Trost erfahren hat? Er konnte offen reden und sich seiner Gefühle bewusst werden. Der Gedanke an seine Familie hat ihn zumindest an dem Nachmittag beruhigt. Kein Wunder, denn Treue und Trost stammen von einer Wortwurzel: Da sein, beistehen, Liebe - darin liegt ein große Kraft.

Am kommenden Sonntag Exaudi wird in den meisten Kirchen ein Bibelabschnitt gelesen, in dem Jesus verspricht, als Tröster zu den Menschen zu kommen und sie mit dem Geist der Wahrheit zu stärken. Gern! Denn es gibt so viele Menschen, die Trost gebrauchen können. Und es gibt viele, die aufmerksam dafür sind wie die junge Ärztin.

Allerdings lässt sich Trost nicht machen, nicht "spenden", auch nicht von uns haupt- und ehrenamtlichen in der Seelsorge Tätigen. Aber wir können darum bitten, dass Trost geschieht, und offen sein für das Wirken von Gottes tröstendem Geist.