Vor 70 Jahren war der Zweite Weltkrieg zu Ende.

Vor 70 Jahren war der Zweite Weltkrieg zu Ende.
Zur Erinnerung an das Kriegsende gehört untrennbar die Erinnerung an die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen, denn auch denen wurde erst durch den Sieg der Alliierten ein Ende gesetzt.

Wenn wir als Christinnen und Christen daran erinnern, dann gehört zu ehrlicher Erinnerung, dass Deutschland sich zumindest Anfang der dreißiger Jahre als ein "christlich-abendländisches" Land verstand. Natürlich hat es niemand statistisch genau erfasst, es ist aber doch wahrscheinlich, dass ein sehr großer Teil der sehr vielen Menschen, die an den Verbrechen beteiligt waren, getauft und konfirmiert war. Doch ihr Glaube hatte nicht die Kraft, die massenhaft durchgeführten Verbrechen zu verhindern.

Und wir müssen uns an einen Gott erinnern, der großflächig geplanten und industriell durchgeführten Massenmord geschehen ließ. Damit sind gleich zwei - vielleicht ein wenig naive - Hoffnungen des Glaubens gescheitert. Weder hat Gott eingegriffen, als Millionen von Menschen ermordet wurden, noch hat der Glaube Menschen daran gehindert, verbrecherisch zu handeln. Aber sind deswegen die grundsätzlichen Überzeugungen unseres Glaubens falsch? Ist es sinnlos geworden, vom Leben als unendlich wertvollem Geschenk Gottes zu reden? Wenn Jesus sagte: "Was Ihr einem der Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan", ist das bedeutungslos geworden? Nein, es ist erst recht wichtig und im wörtlichen Sinne notwendig für eine Welt, in der wir uns nicht darauf verlassen können, dass Gott schon die schlimmsten Fehler der Menschen verhindern werde.