Von Bettina Biester

Bergedorf.
Seit dem Flugzeugabsturz der Germanwings-Maschine über Frankreich ist das Thema Depression in aller Munde. Erst gestern wurde bekannt, dass der Co-Pilot, der früher wegen psychischer Probleme in Behandlung war, den Sinkflug bereits auf dem Hinflug geprobt haben soll. Ansonsten spielen Depressionen in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle. Das will die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Bethesda Krankenhauses ändern - mit einer neuen Info-Reihe. Denn Depressionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen. Jeder fünfte Deutsche erkrankt einmal im Leben daran. Auftakt ist am Montag, 11. Mai, 17 Uhr, im BKB (Glindersweg 80). Der kostenlose Themenabend "Depressionen - sich helfen und sich nicht verlieren" mit Chefarzt Dr. Claas Happach und Psychologin Nina Paulsen richtet sich an Betroffene, Angehörige und Interessierte.

bz:

Nach dem Flugzeugabsturz in Frankreich ist die Forderung laut geworden, dass Menschen mit Depressionen bestimmte Berufe nicht ausüben sollten: Was halten Sie von dieser Idee?

Happach:

Das ist eine Forderung, die aus einer Ohnmacht heraus entstanden ist. Wenn sie umgesetzt würde, würde man damit nur erreichen, dass Betroffene ihre Erkrankung verschweigen, nicht zum Arzt gehen. Ich schließe mich einem Kollegen an, der kürzlich gesagt hat, dass er lieber mit einem behandelten als mit einem nicht behandelten Piloten fliegten würde.

Was sind die Symptome für eine Depression?

Happach:

Das erste Symptom bei depressiven Menschen ist ihre Freudlosig- und Traurigkeit. Dazu kommen körperliche Beschwerden wie Schlaflosigkeit und Appetitlosigkeit. Auch fällt es Betroffenen oft schwer, alltägliche Dinge zu verrichten oder dem früher Freude bringenden Hobby nachzugehen. Ein klares Anzeichen sind zudem Selbstzweifel, Zweifel am eigenen Wert. Das unterscheidet eine Depression auch von einer normalen Phase der Trauer, wenn man zum Beispiel einen lieben Menschen verloren hat.

Was sind Auslöser für eine Depression?

Paulsen:

Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Depressionen haben eine genetische Komponente. Viel hängt auch von der Persönlichkeit ab, wie man beispielsweise mit dem Verlust eines Menschen oder des Arbeitsplatzes umgeht. Arbeitsstress kann auch ein Auslöser sein. Der Selbstfürsorgeanteil vieler Betroffener sinkt dann. Man vernachlässigt das regelmäßige Essen, Trinken, Schlafen.

Kann eine Depression geheilt werden?

Happach:

Entgegen anders lautender Vorurteile kann man eine Depression tatsächlich heilen. Die Behandlungsart hängt von der Schwere der Depression ab. Eine leichte seelische Erkrankung kann beispielsweise mit Psychotherapie behandelt werden. Bei schweren Depressionen geht es in der Regel nicht ohne eine begleitende medikamentöse Behandlung mit einem Antidepressivum.

Wie kann man Betroffenen als Familienangehöriger, Freund oder Kollege helfen?

Paulsen:

Man sollte das Gespräch suchen und den Konflikt ansprechen, vielleicht auch seine eigenen Sorgen zum Ausdruck bringen. Dabei hilft es aber nicht, Druck aufzubauen und jemanden zu drängen, sich Hilfe zu suchen. Auch Gemeinsamkeiten sollte man beibehalten, den Betroffenen beispielsweise weiterhin zu Feiern einladen.