Von Christina Rückert

Bergedorf.
Schon seit Februar 2014 ist es übliche Praxis: Bürger sollen möglichst nur noch mit Termin in die Einwohnerämter kommen; alle Besucher ohne diese Absprache müssen Wartezeiten in Kauf nehmen. Doch nach gut 15 Monaten wird immer deutlicher: Das System ist störanfällig. Denn wer ohne Termin kommt, wartet meist lange. Aber wer vorsorgen und online buchen will, hat es auch nicht leichter - denn oft sind die Beratungen auf Wochen oder sogar Monate ausgebucht. Besonders in Bergedorf.

Das Einwohneramt in den oberen CCB-Etagen bildet in der allgemeinen Misere keine Ausnahme. Wer jetzt, kurz vor der Hochsaison, im Internet einen Termin für länger dauernde Dienstleistungen - wie etwa eine Pass-Verlängerung - buchen möchte, blickt in Bergedorf auf volle Kalender: In den nächsten 60 Tagen (weiter reicht das System nicht, obwohl die nächsten Monate schon angezeigt werden) war gestern kein Termin mehr frei.

"Das liegt daran, dass die Termine rechnerisch nach der Soll-Personalausstattung berechnet werden", sagt Bergedorfs Verwaltungsdezernent Klaus Wolters. Ist die Mitarbeiterzahl morgens über dem Mindest-Soll, werden gegen 8 Uhr für den jeweiligen Tag etwa 30 bis 40 zusätzliche Termine eingestellt. "Wer schnell etwas erledigen muss, sollte also morgens gegen 8 Uhr ins System gucken", rät Wolters. Auch freitags würden immer noch um die 100 Termine für die kommende Woche freigeschaltet (

Wer trotzdem ohne Termin kommt, braucht oft Geduld. Wie aus einer FDP-Senatsanfrage hervorgeht, blieben die durchschnittlichen Wartezeiten in Bergedorf zwar meist im mittleren Bereich (14 bis 36 Minuten). Doch zur Ferienzeit ab Juni warteten die Kunden hier sehr lang: Mit 113 Minuten Wartezeit im Schnitt war Bergedorf Einwohneramt im Juli 2014 neben Altona, Barmbek und Lokstedt trauriger Spitzenreiter.

"Wir hoffen, in dieser Hochsaison besser zurechtzukommen", sagt Wolters. Für die traditionell betriebsreichen Sommermonate, wenn viele Urlauber kurzfristig ihre Ausweise verlängern wollen, werde eine zusätzliche Hilfskraft eingestellt, eine weitere Mitarbeiterin kehre in den Job zurück. Sie sollen vor allem am Tresen für Entlastung sorgen, wo sich die Besucher anmelden und kleine Anliegen klären können. Wolters: "Dort staut es sich am häufigsten."