Bergedorf
(cr).
Erst sind es vielleicht nur ein paar Kilo zu viel. Doch falsche Ernährung, zu wenig Bewegung, aber auch genetische und hormonelle Einflüsse können Menschen so dick machen, dass ihr Leben auf dem Spiel steht. Immer mehr Deutsche leiden unter einem solchen krankhaften Übergewicht, der sogenannten Adipositas, von der man ab einem Body-Maß-Index ab 35 spricht (Beispiel: 100 Kilo bei 1,70 Meter Größe). Nun finden Betroffene auch in Bergedorf Hilfe: Die Adipositashilfe Nord bietet mit ihrem Kooperationspartner, dem Adipositaszentrum des Johanniter-Krankenhauses Geesthacht, Beratungsgespräche im Bethesda-Krankenhaus an.

"Viele Betroffene beschäftigen sich schon lange mit ihrem Übergewicht, haben Dutzende Diäten hinter sich", stellt Dr. Frank Templin fest, Leiter des Zentrums im Johanniter-Krankenhaus. "Aber viele sind auch überzeugt, dass sie nichts dafür können." Tatsächlich sei krankhaftes Übergewicht oft auch genetisch oder hormonell bedingt. Gleichwohl lasse sich gegensteuern, etwa mit einer Ernährungstherapie.

"In der Beratungsstelle wird die Krankheit genau erklärt, es werden Risiken geschildert und Ernährungstherapien vermittelt", erklärt Templin. Zudem wird nach geeigneten Sportprogrammen gesucht. Denn viele sehr dicke Menschen sind körperlich bereits eingeschränkt oder trauen sich nicht in Kurse mit dünneren Teilnehmern.

Ohnehin neigen viele Kranke dazu, sich zu isolieren. "Eine Depression ist deshalb eine typische Folgeerkrankung der Adipositas", stellt der Chirurg fest. Weil manche Kranke sich permanent beobachtet und verurteilt fühlen, manche auch nicht mehr in Theater- oder Kinositze passen, meiden sie die Öffentlichkeit. Zu Hause wird der Frust dann mit Essen kompensiert - ein Teufelskreis, aus dem viele nur schwer entkommen.

Deshalb wird zusätzlich zur neuen Beratungsstelle auch eine Selbsthilfegruppe gegründet, in der sich die Betroffenen austauschen können. Sie wird sich an jedem zweiten Mittwoch um 19 Uhr in den Räumen des Zentrums für Diabetologie, Glindersweg 80, treffen. Die Beratungsgespräche sind dort immer für den zweiten und vierten Mittwoch eines Monats geplant, also erstmals für den 22. April. Wer von 14 bis 18 Uhr mit den Experten reden möchte, meldet sich unter Tel. (040) 65 03 99 90 bei Katja Badke an. Nähere Infos auch unter

"Eine Depression ist eine typische Folgeerkrankung der Adipositas." Dr. Frank Templin, Leiter Adipositaszentrum