Lohbrügge.
Die privaten Disco-Abende für Rollschuhfahrer in der Tennishalle des Dima-Sportcenters am Havighorster Weg waren in der Roller-Szene deutschlandweit bekannt und dennoch hoch geheim. Denn nur wer eine persönliche Einladung von Discjockey Heiko Schmitt hatte, konnte auf dem Roller-Rink zur Musik der 80er-Jahre seine Runden drehen. Jetzt gründete Schmitt mit einigen Mitstreitern einen Verein mit dem Ziel, seine Rollschuh-Disco als Sportstätte zu betreiben. bz-Reporter Carsten Neff sprach mit Heiko Schmitt über seine Vision, die viel mit dem legendären "Indianapolis" der 80er an der der Osterrade in Lohbrügge zu tun hat.

Wie konkret sind die Pläne einer neuen Rollschuh-Disco für Hamburg?

Heiko Schmitt:

Sehr konkret. Wir haben am 1. März mit acht Freunden den Verein "Roller-Rink Hamburg" gegründet, warten nun auf die Eintragung ins Vereinsregister. Dann können wir Mitglieder werben.

Die Mitglieder sollen den Betrieb der Rollschuh-Bahn finanzieren. Wie viel Unterstützer brauchen Sie?

Mindestens 500 Mitglieder brauchen wir. Der Monatsbeitrag für Hamburger soll 29 Euro betragen, der für Auswärtige fünf Euro. Das sollte klappen. Ich hatte bei den jüngsten Veranstaltungen immer so um 700 Gäste und das nur durch Empfehlungen bei Facebook. Früher kamen an einem Dienstagnachmittag bis zu 4000 Rollschuhfahrer ins "Indianapolis".

Das war vor 30 Jahren. Die großen Discotheken sind fast alle dicht. Warum sollte das bei einer Rollschuh-Disco anders sein?

Weil das Rollschuhfahren, also der Sport, im Vordergrund steht. Die meisten unserer Läufer sind 45 und älter. Aber sie bringen schon ihre Kinder mit, und die ihre Freunde. Rollschuh-Disco ist ein Familienspaß. Die Musik ist wichtig für den Antrieb, aber kein Streitpunkt unter den Generationen. Nicht Anbaggern, wie auf der Tanzfläche, sondern Auspowern ist das Ziel auf dem Rink.

Warum ist die Halle am Havighorster Weg so geeignet?

Ganz einfach: Die ehemalige Dreifeld-Tennishalle hat einen sehr glatten Boden aus speziellen Holzpanelen. Das ist für Rollschuhläufer ideal. Die Halle ist groß, es gibt Umkleideräume, Parkplätze und vor allem: Sie steht derzeit leer. Wir würden auch den großen Saal im CCH nehmen, aber das wäre nicht finanzierbar.

Das bedeutet, am Havighorster Weg könnte es sofort losgehen?

Im Prinzip ist es ja schon losgegangen. Wir haben dort bereits elf erfolgreiche Veranstaltungen gemacht. Und es gab nie irgendwelche Probleme mit Nachbarn. Keiner hat sich über Musiklärm oder Wildparker beschwert, es hat keine Unfälle auf der Bahn, keine Raufereien unter Gästen gegeben. Und durch den Verein hätten wir ja auch künftig eine gewisse Kontrolle über unsere Mitglieder.

Sie wollen mit dem Angebot ganz gezielt auch Kinder und Jugendliche ansprechen.

Stimmt. Früher war das "Indi" für viele Jugendliche ein regelmäßiger Treffpunkt, ein zweites Zuhause. Wer Sport treibt, für den ist Alkohol auch kein Thema. Und ich habe auf unserer Rollschuh-Bahn bemerkt, dass die Smartphones in den Rucksäcken bleiben. Zum Chatten und Daddeln ist da gar keine Zeit, beim Rollschuhfahren muss man sich nämlich auf die Mitfahrer konzentrieren. Die Familienzeit am Nachmittag ist also sehr wichtig für unser Konzept. Wir wollen auch Fahrkurse für Anfänger und Rollschuh-Akrobatik für Fortgeschrittene anbieten.

Wenn Sie von den alten Zeiten im "Indianapolis" berichten, dann leuchten Ihre Augen. Verklärt der romantische Blick auf damals nicht ein wenig die realistische Einschätzung für die Akzeptanz einer Rollschuh-Disco?

Ja, ich bin ein Überzeugungstäter, aber nicht blauäugig. Ob in London oder Barcelona, in Los Angeles oder Peking. Überall werden neue Roller-Rinks eröffnet, warum nicht auch wieder in Hamburg?