Von Ulf-Peter Busse

Bergedorf.
Besucher der Sternwarte stehen weiter vor verschlossenen Türen, wenn sie das Observatorium auf dem Gojenberg am Wochenende durch den Haupteingang betreten wollen. Zwar hat das Besucherzentrum dann geöffnet und zählt täglich gut 100 Gäste. Aber die müssen weiter durch den Nebeneingang von der August-Bebel-Straße strömen - und dort die Straßenränder teils verkehrswidrig zuparken. Der rund 40 Pkw fassende Parkplatz am Gojenbergsweg bleibt ihnen ebenso verschlossen wie das dortige Haupttor.

"Eine Zumutung angesichts der Engpässe auf der August-Bebel-Straße", wetterte Rudi Walter im Kulturausschuss. Der Linken-Politiker nutzte das Gremium, um SPD und Bezirksamt vorzuführen. Beide waren von der Bezirksversammlung beauftragt worden, beim Sternwarten-Direktor die Öffnung des Haupteingangs samt Stellflächen an den Wochenenden zu erreichen.

So ganz wohl war Werner Omniczynski, Präsident der Bezirksversammlung denn auch nicht, als er das Ergebnis "einer sehr langen Diskussion" mit den Forschern präsentierte: Obwohl neben ihm auch Bezirksamtsleiter Arne Dornquast und die Ausschuss-Vorsitzende Dagmar Strehlow (SPD) teilnahmen, einigte man sich auf einen erstaunlichen Kompromiss: Statt des Haupteingangs wird es einen Zugang vom benachbarten Friedhof geben.

Weil die Wissenschaftler auf das Hausrecht der Universität pochten und den Forschungsbetrieb durch die Besucher nicht stören lassen wollen, lautet die Lösung nun so: "Von der Schorrhöhe, dem Wanderweg am Elbhang, werden die Besucher durch den Hintereingang des Friedhofs 200 Meter über dessen Gelände geführt, um dann durch eine vorhandene Pforte in Höhe des Besucherzentrums auf die Sternwarte zu gelangen", beschrieb Omniczynski. Damit könne er "ganz gut leben".

Anders Arne Dornquast, der ankündigte, den Kompromiss mit der neuen Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) noch mal erörtern zu wollen. Und auch Dagmar Strehlow sieht "mindestens die Parkplatz-Öffnung nur verschoben".

Tatsächlich ist die Lösung fragwürdig. Vor allem weil der neue Hintereingang direkt über ein Grab führt: Die vorhandene Pforte stammt aus den 60er-Jahren und wurde als Zugang zur letzten Ruhestätte des legendären Sternwarten-Optikers Bernhard Schmidt (1879-1935) geschaffen, der maßgeblich für die hohe Präzision der Teleskope verantwortlich war. Um ihn zu ehren, ist sein Grabstein der einzige des ganzen Bergedorfer Friedhofs, der zu "seinem" Observatorium schaut.