Morgen ist Sonntag Kantate.

Morgen ist Sonntag Kantate.
Wie alle Festtage kommt auch dieser nur einmal im Kirchenjahr vor. Schade. Denn der Aufruf "Singet!" gilt eigentlich an jedem Sonntag, genau genommen an jedem Tag. Den Psalm 98 "Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder" haben bereits vor rund 300 Jahren die Größten der Kirchenmusik, Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach, meisterhaft vertont. In nahezu jeder Kirche wird morgen viel gesungen. Alles gut und schön. Aber nur morgen? Hoffentlich nicht. Im Gesang, dem sogar der Ursprung der Sprache nachgesagt wird, steckt viel mehr als "nur" Lob Gottes. Singen kann Ausdruck der Freude, aber auch von Leid sein, dient somit als Überdruckventil, als klingendes Spiegelbild der Seele. Als Kantoren "predigen" wir gern über die Vorteile des Singens, von der Förderung der Atmung, besserer Sauerstoffaufnahme, Durchblutung, Stärkung der Konzentration, innere Befreiung, soziales Denken und Empathie durch Singen im Chor.

Ich singe - ungeachtet der Befindlichkeit - eigentlich immer. Nicht nur im Kirchenchor, vielmehr alleine, bei der Gartenarbeit, am Schreibtisch, im Auto. Mal vor Freude, mal aus Dankbarkeit, manchmal auch, wenn ich traurig bin. Sogar dem Stress kann ich mit Gesang trotzen. Darüber kann wiederum meine Frau ein Lied singen, der es manchmal meines Gesangs zu viel wird. Es ist aber nie zu viel des Gesangs in unserem Leben. Drum singet! Singet dem Herrn, aber auch sich und euren Nächsten. Und nicht nur, weil morgen, Sonntag, Kantate ist. Singet, sooft es geht. Es tut nur gut und sorgt allemal für bessere Stimmung. Gott hört es. Nicht nur sonntags.