2. Mai 1945

Wehrmachtsbericht:
"Unter Einsatz weiterer Verbände griff der Gegner aus seinem Brückenkopf nordwestlich Lauenburg an und gewann mit Vorausabteilungen den Raum nordwestlich Mölln. Aus dem Brückenkopf südöstlich Boizenburg stießen amerikanische Panzer bis Schwerin vor."

Lauenburg:
Boysen
"Es war ein so beruhigendes Gefühl, abends ins Bett gehen zu können, ohne befürchten zu müssen, durch Sirenengeheul geweckt zu werden. Um 10 Uhr erhielten Elbstraße und Sandberg Befehl zu räumen, um Platz zu schaffen für englische Gefangene. In jedem Haushalt bleibt die Frau, sie soll kochen. Hamburger Straße fast restlos zerstört, Hitlerstraße verwüstet, Elbstraße nicht viel besser. Auch die Berliner Straße und die Siedlungen Büchener Weg haben schwer gelitten. Wie sind wir doch glücklich verschont geblieben! Ob es wohl so bleibt? Himmler und Dönitz führen den Krieg weiter. Über uns ist er hinweggebraust, kehrt hoffentlich nicht wieder. Seit 17.30 Uhr läuft die Wasserleitung wieder!" (

Geesthacht:
Fenske
"Ruhiger Tag. Dürfen aber die ersten 24 Stunden nicht aus dem Haus. Ein Gefangener ist mit einem Lieferwagen, voll mit Lebensmitteln und Kleidung, nach Frankreich gefahren." (

Fabrik Krümmel:
Grieshammer
"Schiffsbrücke in Betrieb. Abends erscheint wieder ein deutsches Flugzeug, das lebhaft beschossen wird. Russen plündern ein Schiff in Geesthacht, woran sich auch Deutsche beteiligen. Die englische Artillerie schießt von den Höhen bei Geesthacht Richtung Hamburg." (

Mölln:
Ehrich
"Gegen 11 Uhr rücken englische Truppen mit einer Panzereinheit an der Spitze ein. Die Stadt war voller Menschen, vorwiegend Frauen, die noch schnell Lebensmittel ohne Karten einkaufen wollten, vor allem Brot, um für die nächste ungewisse Zeit etwas zum Leben zu haben." (

Ratzeburg:
Jessen
"Um 11 Uhr fuhr ein englischer Panzer auf den Marktplatz. Als erstes verhängte der Stadtmajor eine Ausgangssperre. Die Russen blieben auf dem anderen Ufer stehen ein Kilometer von uns. Die Insel von Engländern besetzt, die Vorstadt von Amerikanern." (

3. Mai 1945

Wehrmachtsbericht:
"Beiderseits des Elbe-Trave-Kanals stießen die Engländer aus dem Raum Mölln auf Lübeck vor und nahmen die Stadt."

Geesthacht:
Fenske
"Bis in den Abend hinein fahren Fahrzeuge aller Art ununterbrochen nach Hamburg und in Richtung Lübeck. Nachts noch etwas Flakschießerei, sonst ruhig geschlafen." (

Bergedorf:
Agathe Regina Matthiessen
"Bergedorf heute eine tote Stadt. Kein Mensch zu sehen, außer hin und wieder zwei bis fünf Engländer, die Patrouille gingen oder ein englisches Auto oder Motorrad. Das Radio spielte heute Beethoven und unsere alten schönen Volkslieder. Wir fühlten uns in vergangene schöne Zeiten versetzt, als wir noch ,Wir' sein durften und noch keine Nazis uns ihre ewigen Märsche und Fanfaren aufdrängten. Jetzt sieht man schon die Erbärmlichkeit der Masse. Die Hakenkreuze verschwinden, die Schriften werden verbrannt von denen, die Hitler auf den Thron hoben und jetzt rufen: ,Kreuzige ihn!' Ein eigenartiges und beschämendes Gefühl, daß wir uns nicht allein der Nazis entledigen konnten, sondern daß unsere Gegner es müssen." (

Bergedorf:
Inge Hansen
"Um 17 Uhr wurde durchgegeben, daß der Engländer in Hamburg einmarschiert ist. Nun ist uns alles genommen!" (