Familienschatz: Detlef und Claudia Mohr erhalten ihre historische Immobilie für die nächste Generation

Denkmalschutz ist für Detlef und Claudia Mohr eine wunderbare Sache - weil ihr Familienbesitz davon betroffen ist. "Vielleicht haben andere Grundeigentümer Probleme mit den vielen Auflagen oder der Verpflichtung, jede Renovierung von der Behörde genehmigen lassen zu müssen. In unserem Fall ist das anders. Vielleicht, weil wir unser Haus ganz bewusst im Originalzustand erhalten wollen", sagt der 72-Jährige und blickt voll Stolz auf das 1887 von seinem Urgroßvater Am Baum im Villengebiet errichtete Handwerkerhaus.

Gerade wird wieder mächtig gearbeitet: Nach 128 Jahren erhält das Schmuckstück zum ersten Mal ein neues Dach. "Wir halten uns an die Empfehlung der Denkmalschützer und lassen es in Naturschiefer ausführen", sagt Mohr, der sich das Projekt 75 000 Euro kosten lässt. 13 000 Euro davon werden vom Amt übernommen, den Rest finanzieren die Mohrs über die KfW-Bank. Die gibt den Kredit zu 0,75 Prozent als Sonderzins für energetische Sanierung.

"Ich bin selbst erstaunt, dass sich ein Denkmal so problemlos in moderne Vorgaben zum Energiesparen einfügt", sagt Detlef Mohr. Und weil er den Familienbesitz kürzlich an seinen ältesten Sohn Stefan überschrieben hat, kann der die Kosten sogar steuerlich geltend machen. "Ein gutes Gefühl, dieses Stück Familiengeschichte so intakt und bezahlbar in die Hände der fünften Generation zu übergeben."

Mit dem Dach schließen die Mohrs die Grundsanierung für die kommenden Jahrzehnte ab. Innen hatten sie bereits 2009 die alten Pitchpine-Dielen freigelegt, alle Elektroleitungen erneuert, die Heizung auf modernsten Stand gebracht - und die alten Fenster auf sehr behutsame Weise mit Doppelverglasung versehen: "Die neuen Scheiben wurden in die alten Holzrahmen eingesetzt. Dafür gab es bei der Unterschutzstellung des Hauses 2012 großes Lob vom Denkmalschutzamt", erinnert sich Claudia Mohr. Auch beim Dach soll jetzt alles wieder exakt nach historischem Vorbild ausgeführt werden: Nach dem Aufbringen der Naturschiefer werden sämtliche Holzverzierungen der Giebel aufgearbeitet.

Nur bei einem Detail muss das Denkmalschutzamt ein Auge zudrücken: Seit den 70er-Jahren ist das Haus in dezentem Blau gestrichen. "Das war eine Idee unserer sonntäglichen Weinrunde auf der Veranda. Zusammen mit meinem Vater befanden wir damals das alte Weiß als zu langweilig. Denn in unserer Nachbarschaft haben hier fast alle Häuser diesen Farbton", erinnert sich Detlef Mohr an die gerümpfte Nase von Denkmalschützerin Katrin Meyer bei ihrem ersten Besuch. "Aber ich glaube, auch sie hat diese Note als ein Stück Familientradition dann später irgendwann anerkannt."