Standort im Zentrum schließt - Ist die Toplage zu teuer?

Dietrich Becker war nach seiner Blutspende Ende vergangener Woche ziemlich perplex. "Ich erhielt die Mitteilung, dass dies meine letzte Blutspende in Bergedorf war, weil der Standort am 1. Juni geschlossen wird." Regelmäßig alle acht Wochen lässt sich Becker vom Blutspendedienst Hamburg einen halben Liter Blut abzapfen - nicht wegen der knapp 20 Euro, die er dafür erhält, sondern weil er weiß, dass Blutkonserven dringend gebraucht werden. "Ich bin total sauer, dass ich hier am Johann-Adolf-Hasse-Platz nun nicht mehr spenden kann." Der nächste Standort des Blutspendedienstes Hamburg ist für ihn nun an der Spitalerstraße in Hamburg City. "Da werde ich wohl kaum ganz hinfahren."

Lutz Schmidt, Ärztlicher Leiter beim Blutspendedienst Hamburg, bestätigt, dass die Bergedorfer Stelle Anfang Juni geschlossen wird. "Wir hatten dort einfach zu wenig Auslastung." Nach seinen Worten hätten im vergangenen Jahr 2024 Vollblutspender und 431 Plasma-Spender den Standort besucht. Bei der Plasma-Spende wird dem Spender zunächst Blut abgezapft, dann das Plasma herauszentrifugiert und die restliche Blutflüssigkeit wieder in die Ader gepumpt. Die annähernd 700 regelmäßigen Spender kamen im Schnitt 3,54-mal zum Spenden an den Johann-Adolf-Hasse-Platz.

"Das reicht nun mal nicht", erklärt Lutz Schmidt. "Obwohl wir in Bergedorf montags schon geschlossen haben, liegt die Auslastung dort bei nur 35 Prozent, beim Plasma bei 66 Prozent." Dietrich Becker überzeugt das nicht: "Würde der Blutspendedienst nicht diese City-Toplage mieten, sondern sich in zweiter oder dritter Reihe ansiedeln, dann wären die Kosten geringer, und die Sache müsste sich rechnen." Als Leiter der Bücherhalle Bergedorf, die 2015 vom Kupferhof nach Lohbrügge in die Alte Holstenstraße gezogen ist, kennt er sich mit innerstädtischen Mietpreisen etwas aus.

Lutz Schmidt sieht das anders: "Früher waren wir mit unseren Standorten überwiegend in Krankenhäusern angesiedelt, aber da kamen nur wenige Leute hin. Seit einigen Jahren gehen wir offensiv an die Öffentlichkeit - dorthin, wo viele Leute sind: Spitalerstraße oder Mercado in Altona. Natürlich sind wir nicht im Erdgeschoss, das wäre unbezahlbar. Aber in Bergedorf rechnet sich der Standort auch in der ersten Etage nicht." Neben Bergedorf schließt der zur Asklepios-Gruppe gehörende Blutspendedienst auch seinen Standort in Rissen. Dann gibt es noch fünf Blutspende-Stationen in Hamburg.