Workshop: Guido Höper sprengt Grenzen der Vokalmusik

"Es soll alles möglichst wenig nach Mensch klingen", erklärt Guido Höper seinen zwölf Workshop-Teilnehmern im Haus im Park. "Grundgerüst ist der Klangkörper eines Schlagzeug-Sets mit Bass Drum, Highhead und Snare Drum." Die Bass Drum, lernen die Teilnehmer, wird mit den Lippen imitiert. "Ein starkes ,B' ausstoßen, aber mit wenig Luft. Am besten, man stellt sich dabei eine heiße Kartoffel vor." Die Highhead entsteht mit Zunge, Zähnen und einem "Ts"-Laut, die metallisch-scharfe Snare Drum kommt aus dem Kehlkopf mit einem "K" oder zwischen Lippen und Zähnen mit einem "Pf" daher.

Die Teilnehmer im "Beatboxing"-Workshop legen sich mächtig ins Zeug. Zunächst ein bisschen vorsichtig, dann aber schnell mutig und mit Mikrofon spielen sie Schlagzeug mit dem Mund. Es ist eine bunt gemischte Runde. Noah ist mit seinen zwölf Jahren der Jüngste, aber auch die Generation 50plus macht mit. Prominenteste Beatboxing-Schülerin am Sonnabendvormittag ist Gertrud Schüttler, Präsidentin des Chorverbands Hamburg.

Beim Beatboxing werden nicht nur klassische Schlagzeug-Elemente, sondern auch Rhythmen wie Drumcomputerbeats, Scratches oder Perkussionsrhythmen mit Mund, Nase und Rachen erzeugt. Dozent Guido Höper (27) ist einer der bekanntesten Beatboxer Hamburgs. Er kam ins Viertelfinale der deutschen Beatbox-Weltmeisterschaft und stand mit zahlreichen Stars auf den großen Bühnen dieser Stadt. Als Teilnehmer und Trainer der HipHop Academy wirkt er seit Jahren in den Produktionen der Academy im Billstedter Kultur-Palast mit.

"Beatboxing ist eine Sparte der HipHop-Subkultur", erklärt Guido Höper. Schon in den 70er-Jahren ging es damit in der New Yorker Bronx los. Weltweite Aufmerksamkeit erhielt diese eigenwillige Form der Vokalmusik in den 80ern mit dem Film "Police Academy", in dem Schauspieler Michael Winslow als Officer Larvell Jones ein paar Kostproben gibt.

Guido Höper entdeckte als Zwölfjähriger das Beatboxing für sich. Das war im Jahr 2000, als der US-Beatboxer Rahzel mit "Make The Music 2000" das erste gut hörbare Beatbox-Album hinlegte. "Wie geht das denn?", fragte sich Höper, als er das zum ersten Mal hörte, stellte seinen nagelneuen MP3-Player um 300 Prozent langsamer, um diese Klanggebäude zu entschlüsseln. Nun war er mit dem Beatbox-Virus infiziert, belegte Kurse an der HipHop-Academy, wurde Jahre später als bester Schüler Nachfolger des Trainers.

Hauptberuflich arbeitet der studierte Sozialpädagoge heute als Erzieher an einer Hamburger Grundschule. Einmal in der Woche aber gibt er noch Beatboxing-Unterricht an der Academy. Und es freut ihn, dass seine Vokalkunst nach und nach gesellschaftsfähig wird. "Bei sogenannten Teambuilding-Events für Mitarbeiter von Allianz oder VW habe ich schon Crashkurse gegeben. Und am Dienstag nach dem Chorfestival fliege ich für zweieinhalb Monate nach Mailand. Da bin ich auf der Expo gebucht."

Bei seinem Workshop in Bergedorf gelingt es den Teilnehmern am Ende tatsächlich, gruppenweise kurze Schlagzeugsoli zu intonieren. "Eine tolle Erfahrung", sagt Chorverband-Chefin Schüttler.