Mitmachkonzert: Musikpädagoge Reinhard Horn macht Kinder zu kleinen Helden

Der Saal tobt am Sonntagmorgen im Haus im Park. "Lachen, singen, tanzen, schalalalala!!!", schallt der Kinder-Ohrwurm durch den Raum. Mehr als 50 Kinder, ihre Eltern und Großeltern feiern mit Kinderliedermacher Reinhard Horn ein furioses Konzert zum Mitmachen.

"Ich bin ja mal gespannt, wer von euch Lust hat, heute mit mir auf der Bühne zu singen", hat der Musikpädagoge aus Lippstadt gleich zu Beginn seiner Show gesagt. Keine zehn Minuten später ist das keine Frage mehr. Charlene (5) und Nova (3) sind die Ersten, die sich trauen. Denn sie kennen schon das Lied von Nashorn, Elefant und Krokodil, die ganz ahnungslos im Nil schwimmen, als ein frecher Gorilla ihnen die Schalen einer Kokosnuss auf den Kopf schmeißt. Charlene und Nova greifen beherzt zum Mikrofon und stimmen ein. In den Zuschauerreihen tanzt nun auch die junge Mutter mit ihren gerade mal einjährigen Zwillingen im Arm.

Reinhard Horns Erfolgsrezept heißt "Ganzheitliche Lieder" Darunter versteht er Lieder, die mit allen Sinnen erlebt werden: "Nicht nur mit den Ohren und der eigenen Stimme, sondern auch mit den Augen, mit Körperwahrnehmung durch Bewegung und Tanz."

Der 58-jährige Gymnasiallehrer aus Lippstadt ist nach eigenen Worten im Lauf der Jahrzehnte "beruflich immer jünger geworden. Zuerst habe ich als Musiklehrer mit Gymnasiasten gearbeitet, mich dann lieber selbstständig gemacht und mit Grundschülern, dann mit Kitz-Kindern und schließlich auch mit Null- bis Dreijährigen ganzheitlich musiziert." Der Werdegang ist kein Zufall, sondern entspringt der Überzeugung, dass die ersten beiden Lebensjahre eines Kindes die am stärksten Prägenden für sein ganzes Leben sind.

"Es geht um Selbstwirksamkeitserfahrungen, denn die sind wichtig für eine positive Persönlichkeitsentwicklung", sagt der Musikpädagoge. Anders ausgedrückt: "Ich möchte Held in meinem eigenen Film sein und nicht Statist." Das Zitat stammt von dem deutschen Filmschauspieler Armin Rohde und trifft laut Rainer Horn den Nagel auf den Kopf. "Musik, Sport, Kunst und Theater sind Kernfächer, bei denen Kinder selbst wirksam sein und genau erleben können: Ich kann etwas machen", sagt der Musiker und Produzent, der selbst Vater von zwei erwachsenen Kindern ist und zwei Enkelkinder hat.

Der nächste Ohrwurm im Haus im Park: "Singen ist 'ne coole Sache, etwas, das ich gerne mache. Und damit das funktioniert, wird der Körper erst trainiert." Schritt für Schritt, Strophe für Strophe gibt es Training für alle Körperteile: die Arme, die Finger, die Füße, die Schultern. "Und während wir die Schultern drehen, machen wir alle mal ein richtig dummes Gesicht. Mensch, du hier vorn kannst ja so herrlich dumm gucken!"

Lachen, singen, tanzen - im Raum Nordrhein-Westfalen haben Horns Mitmachkonzerte für Kinder zwischen zwei und neun Jahren schon Kultstatus. Sein junges Publikum besteht mal aus 30, mal aus 3000 Kindern, die am Ende völlig aus dem Häuschen sind. Gemeinsam mit seinem guten Freund Eckart von Hirschhausen hat Horn vor Kurzem in Köln das nächste Projekt gestartet: "Singende Krankenhäuser". Denn er ist überzeugt: "Nicht nur, wer mit Eckart über seine Krankheit lacht, sondern auch, wer im Krankenbett singt, wird schneller gesund."

Bei allem pädagogischen Wert ist Reinhard Horn auch Geschäftsmann. Etwa 150 Konzerte gibt er im Jahr, hat in den letzten 30 Jahren über eine Million von seinen CDs verkauft - ein gutes Dutzend davon auch gestern im Haus im Park.