Krimi: Kommissar Kastrup ermittelt hinter dem Rathaus

Der Mann hat sich auf Ab- und Untergründe spezialisiert: Jürgen Ehlers, der einst bei der Umweltbehörde die geologische Karte für Bergedorf anfertigte, hat seinen neunten Krimi geschrieben - und begibt sich in psychologische Untiefen, die hinter dem Bergedorfer Rathaus enden. "Der Wolf von Hamburg" erschien Mitte März auf dem Buchmarkt und entführt seine Leser 284 Seiten lang quer durch Hamburg.

Dabei wohnt der 66-Jährige sehr beschaulich im lauenburgischen Witzeeze, wo vielleicht nur die Nachbarn erahnen, wie viele Leichen sich Jürgen Ehlers allnächtlich ausdenkt. "Die ersten acht waren historische Krimis, die sich auf echte Fälle bezogen. Mit Hauptkommissar Bernd Kastrup habe ich jetzt eine neue, fiktive Serie begonnen. Da konnte ich sogar fünf Leichen unterbringen", sagt Ehlers lachend.

Illegal, in einem Teppichlager der Speicherfabrik, wohnt der Kommissar mit einem schwarzen Kater, der kritisch das Hobby des Beamten beäugt: Kastrup betreibt Katastrophenforschung. Dass nahe seiner Wohnung eine 30-Jährige mit erheblichen Bisswunden aufgefunden wird, lässt die Ermittler zunächst an einen Schäferhund denken - bis sie bei der Toten eine Eintrittskarte zum Tierpark Hagenbeck finden, auf der das Wort "Wolf" steht.

Dass dann bei der Ex-Frau des Kommissars ein anonymer Brief landet, der auf "Antje" hindeutet (so heißt ausgerechnet auch seine aktuelle Freundin), führt zu größeren Recherchen: Das beliebte pazifische Walross, das 2003 gestorben war, ist nun ausgestopft im Zoologischen Museum zu betrachten. Aber es gibt auch eine Nachbildung am Brunnen vor dem Einkaufszentrum Alstertal. Und eben eine große Betonskulptur auf dem Spielplatz hinter dem Bergedorfer Rathaus. Dass ihm jemand "in gelber Farbe einen gewaltigen Penis" aufmalte, ist zum Glück der Fantasie des Autors entsprungen. In Wahrheit ist das Bergedorfer Walross keineswegs ein Leichenversteck für Serienmörder, sondern ein Spielzeug, das Bergedorfs Bezirksamt im Jahr 2007 dort aufstellen ließ.

Dennoch finden sich mehrere Fünkchen Wahrheit im neuen Roman, für den Jürgen Ehlers nicht nur mit Hagenbeck-Mitarbeitern und Hamburgs Polizeisprecher plauderte, auch mit Rechtsmedizinern: "Ich habe mir erklären lassen, wie eine 3-D-Animation zur Rekonstruktion eines Gesichtes funktioniert. Und ich erfuhr, dass eine Leiche mit durchgeschnittener Kehle und Messerstichen in der Brust durchaus noch auf Selbstmord hinweisen kann", sagt der 66-Jährige.

Das nächste Werk ist schon in Arbeit, und auf jeden Fall wird es in seinem zehnten Thriller eine Leiche ohne Kopf geben. Das steht schon fest. Vielleicht mag Ehlers damit sein geologisches Wissen verbinden und den Kommissar an den Gräpelweg schicken: "Das Haus im Park steht auf einem sogenannten Toteisloch aus der Saale-Eiszeit", weiß er von seinen Recherchen für das Geologische Landesamt.

Für 10,50 Euro ist "Der Wolf von Hamburg" beim KBV-Verlag in der Eifel erschienen (ISBN 978-3-95441-227-3). Wer mag, kann sich Ausschnitte vorlesen lassen: Am Freitag, 10. April, beginnt um 19.30 Uhr eine Lesung unter dem Titel "Mörder & Consorten" im Speicherstadtmuseum. Nur für Schüler des Geesthachter Berufsbildungszentrum ist indes eine Lesung am 23. April vorgesehen. An diesem "Welttag des Buches" will Jürgen Ehlers über Kriminalliteratur diskutieren.