Streik: Zusteller sauer auf Vorstand

Heute und morgen stellen Bergedorfs Briefträger die Fahrräder ab, ihre Kollegen in den Vier- und Marschlanden lassen die gelben Postautos stehen. "Die Kollegen treten in einen 48-stündigen Warnstreik. Post wird im Bezirk erst wieder am Karsonnabend ausgetragen", sagt Jürgen Taubert von Ver.di.

Bergedorf ist neben Glinde und Lüneburg einer der Schwerpunkte des Ausstands, mit dem die Gewerkschaft den Vorstand des gelben Riesen in der aktuellen Auseinandersetzung um die Arbeitszeit zum Einlenken bewegen will. "Die hatten für heute mit ein paar Stunden Arbeitsniederlegung gerechnet. Aber die Wut in der Belegschaft ist so groß, dass wir ein deutliches Zeichen setzen. Und zwar so überraschend, dass die Post keine Streikbrecher organisieren kann", meint Taubert.

Der 64-Jährige steht heute ab 4.30 Uhr persönlich auf dem Betriebshof der Bergedorfer Hauptpost, um alle Angestellten zum Streik aufzurufen. Taubert geht davon aus, dass sich alle 80 Bergedorfer Mitarbeiter beteiligen. "Nur die 20 Beamten müssen ihren Dienst versehen. Sie werden aber keine aktuelle Post verteilen, sondern lediglich Liegengebliebenes vom Vortag."

Was die Briefträger so sauer macht, ist die rasante Fremdvergabe von Zustellbezirken durch ihre Chefetage. Oft wechselt die Belegschaft dabei einfach in eine der 49 posteigenen Regionalgesellschaften - bei schlechterer Bezahlung. "Genau das darf nach unserem Tarifvertrag von 2011 nicht sein", stellt Jürgen Taubert klar. "Trotz immer größerer Arbeitsverdichtung akzeptierten die Mitarbeiter damals schlechtere Überstundenvergütungen und weniger Kurzpausen, opferten sogar freie Tage. Alles nur, damit sich die Post bis Ende 2015 nicht von mehr als 990 Zustellbezirken trennt. Aktuell plant der Vorstand aber mit 5000 Fremdvergaben bis Jahresende. Das ist klarer Vertragsbruch."

Einerseits bereitet die Gewerkschaft Ver.di deshalb eine Klage gegen die Post vor. Andererseits wollen sich die Mitarbeiter die vor vier Jahren gemachten Zugeständnisse ausgleichen lassen. Nach Aufkündigung des Tarifvertrags zur Arbeitszeit fordern sie die Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Bisher hat die Post kein Angebot vorgelegt. Die nächste Tarifrunde ist für 14. April in Berlin terminiert.