Serrahn: Wenn IG Metall, Ver.di und Co. ausziehen, will ein neuer Verein ans Ruder

Vor knapp 15 Jahren wurde es als großer Erfolg vermeldet, dass sich an der Serrahnstraße vier Gewerkschaften zusammentaten, einen Anlaufpunkt für ihre Mitglieder zu bieten. Doch Ende Oktober 2016 läuft der Mietvertrag aus - und dem Hauptmieter, der IG Metall, ist der Mietzins von monatlich 4660 Euro zu teuer geworden: "Wir würden gern nur noch ein kleiner Untermieter sein", bestätigt Meike Lüdemann.

"Da gibt es unter Gewerkschaftern eben verschiedene Philosophien. Die einen wollen zentralisieren, und wir hätten gern weiterhin einen Stützpunkt in Bergedorf", fasst Bergedorfs Ver.di-Vorsitzender Dieter Born die Querelen zusammen.

Eine vollwertige Gastronomie sei an dem Standort nicht möglich, auch ein "interkulturelles Zentrum" sei überlegt worden, aber: "Das ist alles wenig mit uns abgestimmt worden", murrt Ernst Heilmann, Chef des DGB Bergedorf. Und so schauen alle gespannt wie auch skeptisch auf den neu gegründeten Verein "Kulturhaus Serrahn". Der Vorsitzende Sven Böttcher (48) und Mitstreiter wünschen sich einen "Ort des kulturellen, sozialen und politischen Miteinanders".

Sie sprechen von "Vision" und "ambitioniertem Projekt": Bis Dezember 2016 sollen 5000 Mitglieder gefunden sein, die monatlich einen Euro bezahlen ("5000 mal 1") - als Sockel für "einen Kulturbetrieb jenseits eines erdrückenden, ökonomischen Drucks": Im Saal oder auf dem Dachboden sollen Kino, Konzerte, Lesungen und Ausstellungen möglich sein für Kulturschaffende, die "in einem renditeorientierten Kulturbetrieb keine Chance" hätten. "Wir versuchen das einfach", sagt Böttcher, der mit dem Lola-Kulturzentrum als auch mit dem Bergedorfer Verein Parkkultur "eng verbandelt" ist: "Auch Gewerkschaftsgruppen können sich bei uns einmieten. Wir sind offen für alle, die sich mit ihrem Leben in Bergedorf auseinandersetzen."

Das Konzept setzt auf die Mitgestaltung vieler Initiativen und Organisationen. Neugierige kommen am Freitag, 27. März, um 17 Uhr zur "Kennenlern-Party" mit Bergedorfer Musikern und Künstlern. Zugesagt haben etwa das Musikduo "Lattenkamp und Insel", Autorin Rena Larf und die Hoppla-Kindermusiker.

"Für uns wird erst einmal alles wie gewohnt weiterlaufen", meint Peri Arndt, Vorsitzende des Vereins KulturForum Serrahn, der bislang das Kulturprogramm gestaltet. Es sei wahrscheinlich, dass sich ihr Verein Ende 2016 auflösen wird. Dann wäre Platz für Nachfolger - wobei Peri Arndt die neue Initiative als "unverbesserliche Optimisten" bewundert. Ähnlich sieht es Ernst Heilmann, der das Konzept als "utopisch, aber lobenswert" bezeichnet.

Bleibt also abzuwarten, ob sich 5000 engagierte Bergedorfer finden, die dabei mitmachen wollen. Schließlich, so der neue Verein "Kulturhaus Serrahn", solle die Serrahnstraße 1 ein Ort bleiben, "wo auch darüber nachgedacht werden kann, warum die Dinge so sind, wie sie sind - und wie sie anders sein könnten".