Stadtwerkstatt: Bezirk und Agentur präsentieren Zukunftsbild - ohne jede Garantie auf Umsetzung

Dachrestaurants an der Serrahnstraße, Gastroboote mit wechselnden Betreibern am Kai, statt Woolworth-Bunker eine aparte Markthalle, oder ein CCB, das sich mit Verweil-Terrassen zum Hafenbecken hin öffnet - man kann sich ganz viel wünschen für den Serrahn. Er versprüht über weite Strecken noch den zweifelhaften Betoncharme der 70er-Jahre. Was die Bergedorfer sich alles für ihren Hafen wünschen, haben sie in den vergangenen sechs Monaten in einer Stadtwerkstatt zusammengetragen.

Der Bezirk Bergedorf hat in Absprache daraufhin die Hamburger PR-Agentur Urbanista ein "Zukunftsbild Serrahn 2030" entwerfen lassen, dafür bisher etwa 75 000 Euro in die Hand genommen. Das mit viel Detailliebe komponierte Wunschkonzert hatte am gestrigen Freitag vor etwa 50 Zuhörern im Lichtwarkhaus seine Uraufführung - und geriet zu einer malerischen Sinfonie.

Abgestufte Terrassen, Sitztreppen und Pontons allerorten. Hier und da ein Spielplatz, ein "Serrahn-Balkon" in Form einer breiten Brücke vom Kupferhof vorbei an der Fischtreppe und dann zwischen den Häusern zur Alten Holstenstraße hindurch - auch das ist im Zukunftsbild Serrahn 2030 notiert. Am Kampdeich soll ein Beach-Club oder ein Skaterpark entstehen. Zuvor sollen die suchtkranken Protagonisten der dortigen Trinkerecke zum Umzug motiviert werden, indem der Strauch- und Krautbewuchs an der Uferböschung durch wenige einzelne Bäume ersetzt wird.

Nein, es ist nicht alles 100-prozentig wirklichkeitsnah auf diesem Wunschzettel. "Diese Bürgervision soll und kann Impulse geben", erklärte Moderator Sven Lohmeier von Urbanista den Zuhörern. "Eine Garantie auf Umsetzung gibt es aber nicht." Stadtplaner Axel Schneede vom Bezirk Bergedorf versicherte aber: "Wir nehmen die Ideen und Vorschläge der Bürger ernst, sonst hätten wir diesen Prozess nicht auf den Weg gebracht." Werner Omniczynski (SPD) ließ durchblicken, dass Einverständnis und Kooperationsbereitschaft der Anlieger wichtige Voraussetzung zur Verwirklichung von Vorhaben sind.

Einfacher zu erreichen sind dagegen kurzfristige Schritte, die das Zukunftsbild für dieses und nächstes Jahr vorschlägt: Gründung eines Serrahn-Vereins, damit die angeschobene Ideenfindung nicht im Sande verläuft. Historische Infotafeln am Serrahnufer. Freies WLAN, wofür ein Sponsor gefunden werden müsste. Mobile Treffpunkte mit ebenso mobilen Sitzelementen, mit denen erst einmal ausprobiert werden kann, wo dafür Bedarf besteht. Eine koordinierte Putz- und Aufräumaktion rund um den Serrahn. Veranstaltungen wie Floh-, Weihnachts- oder Wochenmarkt. Und nicht an letzter Stelle: ein Beleuchtungskonzept.

"Was noch fehlt, sind ein tragfähiges Konzept, ein Zeitplan und eine gesicherte Finanzierung des Zukunftsplans", sagt Axel Schneede. Gleichwohl beschäftigt sich am 6. Mai der Stadtentwicklungsausschuss mit der Wunschliste, danach die Fraktionen. In der zweiten Jahreshälfte könnten laut Schneede dann erste konkrete Maßnahmen starten.