Sternwarte: 19 Schulklassen, Fernsehen, Radio und zahlreiche “Schaulustige“ pilgern auf den Gojenberg

Die ersten Besucher kamen schon kurz nach 7 Uhr auf die Sternwarte - vor allem wegen einer ganz wichtigen Frage: "Haben Sie noch Sonnenfinsternis-Brillen?" Das Team vom Observatorium auf dem Gojenberg hatte welche. Schließlich war klar, dass am Freitag mehr als Tausend Besucher aus ganz Norddeutschland die Sternwarte stürmen. Der Vorrat von 750 Pappbrillen mit Spezialfolie - Stückpreis zwei Euro - reichte immerhin bis 10 Uhr. Dann erst waren die begehrten Stücke für den Blick auf die Sonnensichel endgültig vergriffen.

Grund des Andrangs war das Schauspiel am wolkenfreien Himmel: Ab 9.32 Uhr schob sich der Mond ganz langsam vor die Sonne, bis er um 10.44 Uhr mit 79 Prozent Abdeckung die größte Verdunkelung erreichte. Dann spürbar am plötzlich sehr fahlen Sonnenlicht. "Toll, wie groß die Anziehungskraft der Sternwarte bei einem solchen Ereignis ist", sagte Prof. Dr. Peter Hauschildt, der sich als ehemaliger Sternwarte-Direktor und jetziger Leiter des gesamten Fachbereichs Physik der Uni Hamburg den Besuch in Bergedorf nicht nehmen ließ.

Lob auch für Dr. Andreas Schweitzer, der das Programm auf dem Gelände koordinierte. Zusammen mit 30 Helfern aus dem Forscher-Team der Sternwarte und vom Freundeskreis sorgte der Astrophysiker dafür, dass es neben den Brillen für den freien Blick in den Himmel auch Vorträge zu Sonnenfinsternis und Weltraumwetter im Besucherzentrum gab, eine Ausstellung zur Sonnenfinsternis-Expedition von 1905 in der Bibliothek sowie Beobachtungen mit zwei Großteleskopen. "Wir mussten vorsorgen, falls die Wettervorhersage mit ihrem bedeckten Himmel recht behalten sollte. Aber zum Glück kamen die Wolken von Nordwesten aber nur bis Altona", atmete Schweitzer auf, der bis zum Abend zahlreiche Interviews für TV- und Radiosender geben musste.

Unter den Besuchern der Sternwarte waren insgesamt 19 Klassen aus ganz Hamburg. Darunter zahlreiche Grundschüler, aber auch sechste bis achte Klassen, denen mit der Sonnenfinsternis die Physik als spannendes Fach nähergebracht wurde. Besonders umringt waren die Amateurastronomen, die ihre Teleskope mit Spezialfiltern gleich neben dem Besucherzentrum aufgestellt hatten und zum Blick auf die Sonne einluden. Zudem dabei: Dr. Martin Zarth vom Hamburger Stadtparkverein mit seiner vier Meter hohen Sonnengang-Uhr. Er hielt von 9 bis 12 Uhr praktisch ununterbrochen Vorträge darüber, wie sein riesiges Instrument den Lauf der Sonne zu bestimmten Daten vorhersagen kann.

Zufrieden mit der Sichtbarkeit der Sonne war auch Prof. Dr. Günter Wiedemann. Er hatte das Ereignis genutzt, um mit einem Spektroskop das Sonnenlicht zu analysieren. "Die Daten dürften perfekt sein", sagte er in einer ersten Einschätzung.

Die kommenden Wochen müssen nun zeigen, ob die Daten die Forscher in die Lage versetzen, im Umfeld des Lichts fernere Sterne sowie deren Planeten noch besser analysieren zu können. Die Suche nach einer zweiten Erde irgendwo im Weltraum gehört seit Jahren zu den Forschungsschwerpunkten der Bergedorfer Astrophysiker.