Hochrechnung: Briefpapier, Shampoo und Handtücher begehrt

Die Klobrille sei eine absolute Ausnahme gewesen. "Vor allem Mini-Shampoos und viele Handtücher werden mitgenommen, besonders die kleinen", heißt es an der Rezeption vom Commundo-Tagungshotel am Oberen Landweg. "Wir haben die Frottee-Ware gar nicht erst bedruckt, das sind also keine guten Souvenirs", meint Andreas Carmellini. Der Assistant General Manager vom Bergedorfer Ramada-Hotel muss eher mal Teebeutel nachfüllen, ebenso Kugelschreiber und Notizblöcke, "aber die sind ja auch als Werbemittel gedacht".

Nach einer Umfrage unter 5800 Urlaubern hat das Online-Reiseportal Travel24.com hochgerechnet, dass in den vergangenen zwei Jahren 4,5 Millionen deutsche Reisende im In- und Ausland Gegenstände im Wert von 37 Millionen Euro eingesteckt haben. Platz eins im Klau-Ranking belegen Hygieneartikel: Zwei von drei Gästen (69 Prozent) packen Shampoo und Nagelfeilen in die Koffer. Auf Platz zwei landen Stifte und Schreibblöcke (oft nur als Leihgabe gedacht) gefolgt von Handtüchern: 28 Prozent der Befragten konnten der Verlockung nicht widerstehen, und so verschwanden laut Studie 1,3 Millionen Handtücher unerlaubt aus den Hotelzimmern. Hinzu kommen bei fünf Prozent geständigen deutschen Dieben immerhin 246 000 Bademäntel.

"Bademäntel kann man bei uns nur gegen Pfand ausleihen", heißt es im Commundo-Hotel. Auch andere Gastgeber geben Acht: "Wir haben nur noch die großen 50-Milliliter-Flaschen mit Shampoo. Die nimmt keiner mit", sagt Katja Schmoock aus dem Forsthaus Bergedorf, wo die meisten Gäste "gut erzogen" seien. Wohl aber verzichte man auf Minibars in den Zimmern, so Schmoock: "Das war immer ein Verlustgeschäft, da wurden manchmal sogar Flaschen nachträglich wieder aufgefüllt." Jetzt gebe es lieber eine Wasserflasche aufs Zimmer.

Auch im Hotel Sachsentor seien die Minibars vor einem Jahr entfernt worden, jetzt gibt es einen Kühlschrank an der Rezeption. Und alle Shampoo-Flaschen hängen inzwischen "fest an den Wänden". "Auch wir bringen das Shampoo jetzt fest an", heißt es im Hotel Kuhberg am Wiebekingweg, wo ansonsten "höchstens mal eine Klobürste oder ein Föhn" eingesteckt wurden.

Jan-Hendrik Ohl, der Betreiber vom Alt-Lohbrügger Hof, mochte hingegen gar nicht antworten: "Das ist keine Werbung für uns und stellt unsere Gäste unter Generalverdacht."

Dabei lässt sich für manches Diebesgut doch Verständnis aufbringen, meint Sylvia Bartels-Strangmann vom Hotel Bergedorfer Höhe: "Bei uns wird rollenweise das vierlagige Klopapier mitgenommen. Das sind eher Privatgäste als Businessleute, die die Ersatzrolle für die lange Heimreise brauchen."