Borgward: Wilfried Schmieder (74) ist ein Leben lang aktiver Fan der Kult-Automarke

"Na, da bin ich jetzt aber mal gespannt", sagt Wilfried Schmieder (74) eine Spur lakonisch. Er spricht von dem ehrgeizigen Vorhaben von Christian Borgward, die legendäre deutsche Automarke seines Großvaters wieder aufleben zu lassen und deutschen Premium-Marken wie Mercedes, BMW und Audi damit Konkurrenz zu machen. Den ersten neuen Borgward will der Enkelsohn schon auf der kommenden Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt präsentieren - mehr als 50 Jahre nachdem die Bremer Borgward-Werke 1961 in Konkurs gingen.

Wilfried Schmieder, der mit seinem Fachgeschäft im Weidenbaumsweg beim Bahnhof bis 2012 als letzter Schlachter von Bergedorf in die Ortsgeschichte einging, hat ein Leben lang mit Borgward gelebt. Sein erster Neuwagen war 1961 ein Isabella Coupé mit 75 PS, heute ist er stolzer Eigentümer einer feuerroten Isabella-Limousine, eines cremeweißen Isabella-Cabrios und eines Isabella-Coupés in den Farben von damals: Himmelblau und Weiß.

Eigentümer - nun, das trifft es nicht so ganz. Ehefrau Inge legte nämlich vor etwa fünf Jahren ihr gestrenges Veto ein, als Schmieder sich als dritten Borgward das Cabrio zulegen wollte. "Da habe ich ihr den Wagen einfach zum Geburtstag geschenkt", grinst Schmieder verschmitzt, "das hatte sie mir nicht verboten." - "Ein ziemlich fauler Trick, aber ein guter", meint Inge Schmieder heute. Längst möchte sie ihren schnittigen Oldtimer nicht mehr missen, fährt damit zwar nicht täglich zum Einkaufen, aber gern mal am Sonntag eine Runde durch die Vierlande.

Gerade mal 21 war Fußball-Profi Schmieder, als er seine erste Isabella kaufte. "Austria Salzburg hatte mich von meinem Verein in der Lausitz gekauft, und ich bekam 20 000 Mark Handgeld. Davon hätte ich mir damals auch einen Mercedes SL kaufen können. Aber eine Borgward Isabella fand ich damals und finde ich noch heute schöner."

Dass er mit dieser Einschätzung nicht allein steht, erlebt Schmieder immer dann, wenn er mit einem seiner lackierten Lieblinge beim Golfplatz vorfährt, um im Clubhaus ein Tässchen Kaffee zu trinken. "Das stehen die tollsten Schlitten auf dem Parkplatz, aber alle Augen richten sich auf meine Isabella." Bewundernde Blicke und hoch gestreckte Daumen erfreuen den Oldtimer-Freund regelmäßig bei seinen Fahrten übers Land und durch Bergedorf. "Viele Leute fotografieren die Autos, und neulich gab es wieder eine Anfrage von einer Agentur, die Filmkulissen zusammenstellt. In solchen Dingen bin ich aber eher zurückhaltend."

Pflegen, warten und die immer seltener werdenden guten Mechaniker für so einen Borgward ausfindig machen - Wilfried Schmieder steckt viel Liebe in sein Hobby. Die Autos halten die Erinnerungen an seine Jugend wach. "Wir haben Spritztouren durch die Alpen gemacht, einmal habe ich in der Kurve einen forschen Italiener im Mercedes überholt. Der hat mich im nächsten Lokal zum Bier eingeladen - ich war der erste Deutsche, der ihn jemals überholt hat." Dass das Gaspedal bis heute sein guter Freund ist, kann Ehefrau Inge bestätigen: "Ich habe gerade gestern wieder einen Strafzettel bezahlt."