Hamburger Arbeit: Beratungsstelle unterstützt seit zehn Jahren in finanzieller Not

Ihre Liebe war groß, darum zögerte sie auch nicht lange und unterschrieb die Bürgschaft, damit ihr Lebensgefährte sich das neue Auto kaufen konnte. Doch wenig später war der Mann weg - und der schicke Wagen auch. Die Frau blieb allein zurück: mit den Kindern und einem großen Schuldenberg. Nur eins von vielen Schicksalen, denen die Mitarbeiter in der öffentlichen Schuldner- und Insolvenzberatung der "hamburger arbeit" begegnen. In der Bergedorfer Beratungsstelle am Sander Markt 12 helfen sie seit 2005 Menschen, die allein keinen Weg mehr aus ihren Schulden finden.

Insgesamt 2034 Klienten wurden in der Zeit beraten. Für einen großten Teil, 959 Menschen, wurde eine Verbraucherinsolvenz vorbereitet. Bei weiteren 52 Fällen konnten die Berater eine Einigung mit Gläubigern erzielen.

"Häufig ist Arbeitslosigkeit ein Grund, warum unsere Klienten in finanzielle Notlage geraten", weiß Henrik Schmidt, Leiter der Schuldnerberatung. Aber auch durch den Tod des Partners, Krankheit, eine gescheiterte Selbstständigkeit oder Mobilfunkverträge, bei denen die Folgekosten nicht beachtet werden, geraten Klienten in finanzielle Notlagen.

Dann beginnt meist ein Teufelskreis: Mehr als die Hälfte der Schuldner bezieht Arbeitslosengeld II, hat keine abgeschlossene Berufsausbildung: "Von knapp 400 Euro die sie beziehen, muss eigentlich alles außer der Miete bezahlt werden. Auch noch Schulden abzubezahlen, ist nicht möglich", sagt Beraterin Rita Jeske.

Stattdessen würden die ausstehenden Geldbeträge verdrängt, Rechnungen nicht mehr geöffnet, Anrufe von Gläubigern ignoriert. "Eine belastende Situation, die auf Dauer krank machen kann."

Dennoch vergehen oft bis zu fünf Jahre, ehe die Schuldner den Weg zur Beratungsstelle suchen. "Die Hemmschwelle ist groß, hier legen sie alle Finanzen offen, immer steckt ein persönliches Schicksal dahinter", sagt Rita Jeske. Kritische Blicke muss aber kein Klient fürchten.

Stattdessen gibt es Hilfe auf dem Weg in ein schuldenfreies Leben. Je nach Höhe des Schuldenbergs, der von 500 Euro bis hin zu mehreren Millionen variieren kann, durchschnittlich bei rund 20 000 Euro liegt, wird ein Weg aus der Misere gesucht: von einem Vergleich über Ratenzahlung bis zur Vorbereitung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens. Vor allem Senioren, die immer öfter zur Klientel der Beratungsstelle gehören - das Durchschnittsalter liegt bei 30 bis 40 Jahren - hätten mit einem Insolvenzverfahren große Probleme: "Sie sehen sich moralisch verpflichtet, geliehenes Geld auch zurückzuzahlen", sagt Rita Jeske.

Kontakt: Telefon 41 09 85 90; E-Mail: schuldnerberatung@hamburger-arbeit.de . Notfallsprechstunde: donnerstags 10 bis 11.30 Uhr.