Sternwarte: Forscher analysiert Licht - und kämpft mit sehr irdischen Problemen

Manchmal machen der Wissenschaft ganz banale Probleme zu schaffen. Für Prof. Dr. Günter Wiedemann, Instrumentenforscher an der Sternwarte, sind das ein nicht zu öffnendes Fenster und einige der mächtigen Bäume im Park des Observatoriums. Beides bedroht ein einzigartiges Forschungsprojekt, das mit der partiellen Sonnenfinsternis am Freitag kommender Woche starten soll.

"Wir wollen das Ereignis nutzen, um mehr über die Beschaffenheit der Sonne und ihres Lichts zu erfahren", beschreibt der 57-jährige Astronom, dem es dabei aber nicht allein um die Eigenschaften unserer Sonne geht. "Ziel ist das Gewinnen von Basisdaten, mit denen dann die Suche nach einer zweiten Erde im Universum intensiviert werden kann." Schließlich seien die Eigenschaften des Sonnenlichts identisch mit dem aller anderen sichtbaren Sterne. "Und je exakter wir die regelmäßigen Schwankungen des Farbspektrums unserer Sonne kennen, umso detaillierter sind Aussagen über Planeten möglich, die ferne Sterne umkreisen", ergänzt der Forscher. "Es geht um deren genaue Größe, ihre Zusammensetzung und nicht zuletzt die Geschwindigkeit, mit der sie sich bewegen. Bei guter Datenlage können wir sie auf einen Meter pro Sekunde genau berechnen."

Bis gestern stand dem noch das sehr irdische Problem des verschlossenen Fensters im Werkstatt-Trakt vom Oskar-Lühning-Gebäude entgegen. Um 15 Uhr verschafften Handwerker dann endlich dem vom modernen G1-Teleskop eingefangenen und herübergespiegelten Sonnenlicht ungehinderten Durchgang zum drinnen aufgebauten Optischen Infrarot-Spektrometer. "Das Zusammenschalten beider Instrumente ist der Schüssel zum Erfolg", sagt Günter Wiedemann. "Spielt das Wetter mit, nutzen wir den Mond wie eine wandernde Blende vor der Sonne. Das versetzt uns in die Lage, im Zehntelsekunden-Abstand eine Analyse des restlichen Sonnenlichts vorzunehmen, also Auswirkungen von Anomalien wie Energieschwankungen oder Sonnenflecken auszuforschen."

Dass die Bäume auf dem Sternwarten-Gelände dieser Forschung nicht im Weg stehen, ist Glück: Das zweistündige Naturschauspiel läuft am Vormittag, erreicht seinen Höhepunkt um 10.45 Uhr, wenn 80 Prozent der Sonne verdeckt sind. "Sie steht dann vom G1-Teleskop aus gesehen knapp über den Baumkronen", sagt Wiedemann.

Allein sind die Forscher während der spannenden Stunden nicht: Bisher haben sich schon 15 Schulklassen angemeldet, um die Sonnenfinsternis auf der Sternwarte mitzuerleben. Alle werden mit Schutzbrillen ausgerüstet.