Dermatologe: Auch weißer Hautkrebs kann tödlich sein
Ob Gärtner, Fischer, Bauarbeiter oder Landwirt, ob Bergführer, Postbote, Bademeister oder Seeleute - sie alle eint dasselbe Berufsrisiko: Hautkrebs. "Es gibt in Deutschland 2,5 Millionen Outdoor-Worker, deren Arbeitgeber bislang komplett vernachlässigen, welcher Gefahr ihre Mitarbeiter in der Sonne ausgesetzt sind", sagt Prof. Swen Malte John. Der Chefarzt der dermatologischen Zentren am UK Boberg und an der Uni Osnabrück rät zu Arbeitspausen zwischen 11 und 14 Uhr. "Dann gibt es die meisten UV-Strahlen, nämlich 80 Prozent."
Gefährlich sei nicht nur der eher bekannte schwarze Hautkrebs mit seinen Tochtergeschwüren (an solchen Melanomen sterben 20 Prozent der Erkrankten, dazu gehörte übrigens auch der Reggae-Musiker Bob Marley). Der Arzt warnt auch vor den beiden Arten des weißes Hautkrebses, die jährlich mit 175 000 Neuerkrankungen zu Buche schlagen: Da gibt es das selten metastasierende Basaliom und das mehr gefürchtete Spinaliom - laut John "der zweithäufigste Hautkrebs". An ihm sterben immerhin noch fünf Prozent der Erkrankten.
Dabei braucht es nicht einmal Röntgenaufnahmen, um gefährdete Stellen rechtzeitig zu entdecken und auch vollständig zu heilen - per Kältetherapie, Laser oder durch einen chirurgischen Eingriff. Gerade hellhäutige Menschen sollten drauf achten: Ein Basaliom zeigt eine flache Rötung, meist im Gesicht. "Es kann über Monate und Jahre wachsen", sagt der Chefarzt. Wer hingegen harte Schuppen auf derber, rauer Haut fühlt, muss mit einem Spinaliom rechnen, das häufig bösartige Tochtergeschwüre hervorruft.
"Man sollte auf die Sonnenterrassen des Körpers achten, das ist bei älteren Herren oft die Glatze, auf der sich verhornte Stellen bilden. Auch Ohren, Lippen und Handrücken sind gefährdet", sagt der Professor und spricht vom "Gedächtnis der Haut". Es "erinnert" sich auch nach Jahrzehnten noch an Überdosen UV-Strahlen: Viele Erkrankte sind längst im Rentenalter und haben Altersflecken, also Licht-Schädigungen.
Betroffene sollten wissen, dass der weiße Hautkrebs seit Anfang 2015 als Berufskrankheit anerkannt wird - auch nach 20 oder 30 Jahren sind Nachzahlungen möglich. "Derzeit verhandeln wir mit der gesetzlichen Unfallversicherung, damit zudem eine regelmäßige Nachsorge alle drei Monate finanziert wird."
Zunehmend auch jüngere Menschen seien vom weißen Hautkrebs betroffen - nicht erst, seitdem die Sonnenbank als "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Dermatologen" gilt, so Prof. John. Er hält von solch künstlicher Bräune wenig: "Die Schönheitskönigin von heute ist die Backpflaume von morgen." Doch auch im Urlaub sei Vorsicht geboten: "Die 35-Jährigen waren als Kinder nicht nur an der Ostsee. Da reisten Familien schon nach Übersee." Und nicht alle halten sich an die Slip-Slap-Slop-Regel, die in Australien gilt - frei übersetzt etwa so: Ins T-Shirt schlüpfen, die Mütze aufsetzen und schützende Creme ins Gesicht klatschen.
Derzeit werden erwachsene Studienteilnehmer gesucht, die bereits erste Probleme mit Basaliomen hatten. Die bundesweite Studie im Auftrag der gesetzlichen Unfallversicherung setzt auf bessere Erkenntnisse über die beruflichen oder privaten Einflüsse auf die Erkrankung. Wer sich kostenlos untersuchen lassen möchte, meldet sich am Unfallkrankenhaus Boberger unter Telefon (040) 73 06 32 61.