Stadtentwicklung: Politik erlaubt weiter Ansiedlung von Rotlicht-Etablissements am Havighorster Weg

Sie haben Plakate aufgehängt, Unterschriften gesammelt, lauthals bei Politik und Verwaltung protestiert: Monatelang haben Anwohner rund um den Havighorster Weg Front gegen neue Bordelle oder Strip-Lokale gemacht. Doch dieser Kampf ist nun verloren. Der Stadtentwicklungsausschuss hat mehrheitlich entschieden, dass sich in dem Gewerbegebiet weiter Rotlicht-Etablissements ansiedeln dürfen - allerdings nur kleine. Dafür wird nun der Bebauungsplan geändert.

Bislang waren hier Bordelle und Co. in uneingeschränkter Größe zulässig. Dem Bezirksamt lag vor Kurzem sogar ein Antrag für ein mehr als 1000 Quadratmeter großes Etablissement vor. Mit der nun beschlossenen Änderung des Bebauungsplans allerdings darf sich nur noch "erotikorientiertes Gewerbe" ansiedeln, das eine Größe von insgesamt 400 Quadratmetern nicht überschreitet - und zwar ausschließlich am nördlichen Ende des Havighorster Weges.

Der Betrieb ist an Bedingungen geknüpft. So müssen Etablissements mit zwei Meter hohen Hecken abgeschirmt werden und dürfen nicht mit blinkender Leuchtreklame werben. Möglichst unauffällig sollen sie sich in die Umgebung einpassen.

Auflagen, die die Anwohner nicht beschwichtigen dürften. In der Vergangenheit hatten sie immer wieder ihre Sorge über einen möglichen milieubedingten Anstieg von Kriminalität bekundet. Sie fürchten Dealer und nächtliche Randale. Auch die Parzellenbesitzer des benachbarten Kleingartenvereins - darunter viele Familien - bangen um ihre Ruhe insbesondere an Feiertagen, Wochenenden und in den Schulferien.

Jörg Froh von der CDU kritisiert die Entscheidung vehement. Seine Fraktion hatte als einzige gegen die Änderung des Bebauungsplans gestimmt. "In Hamburg sind ausreichend Rotlicht-Betriebe vorhanden. Da müssen wir nicht auch noch welche am Havighorster Weg haben", findet er. Hinzu komme, dass westlich der Fläche - zwischen Tienrade und Haempten - Hunderte von Wohnungen geplant seien. "Ein an das neue Wohngebiet grenzendes Rotlichtviertel, das muss nicht sein", sagt Froh.

Peter Gabriel von der SPD mag angesichts von 400 Quadratmetern nicht von einem Rotlichtviertel sprechen: "Es gab einen Antrag für ein mehr als 1000 Quadratmeter großes Etablissement. Das mussten wir verhindern." Gänzlich ausschließen könne man diese in Gewerbegebieten ohnehin nicht. "Vor Gerichten hätte das keinen Bestand", betont der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses.

Ob der Investor seine Planungen für ein Großbordell nun anpasst, ist indes unklar. Andere Interessenten soll es derzeit - noch - nicht geben.