Rettungseinsatz: 36-Jährige war unbemerkt schwanger

Da staunten die Rettungskräfte der Hamburger Feuerwehr nicht schlecht: Als sie am Montag gegen 21 Uhr zu einem Einsatz am Henriette-Hertz-Ring in Neuallermöhe fuhren, erwarteten sie eigentlich eine Frau mit Bauch- und Nierenschmerzen. Doch als sie eintrafen, lag neben der 36-Jährigen ein neugeborenes Mädchen samt Nabelschnur - die Bauchschmerzen entpuppten sich als Wehen.

"So etwas ist schon sehr ungewöhnlich, ist uns auch noch nicht passiert", sagt Hendrik Frese, Sprecher der Feuerwehr. Mutter und Tochter wurden nach der Erstversorgung und dem Abnabeln ins Bethesda Krankenhaus gebracht. Sie seien den Umständen entsprechend wohlauf, hieß es gestern.

Immer wieder liest oder hört man von Müttern, die sich ihrer Schwangerschaft erst bewusst werden, wenn die Wehen einsetzen. Und tatsächlich sind unbemerkte Schwangerschaften keine Seltenheit. Dem Berliner Gynäkologen Peter Rott zufolge tritt dieser Fall bei einer von 500 Schwangerschaften auf. Als "unbemerkt" gilt für ihn jede Schwangerschaft, die nach der 20. Woche festgestellt wird.

Auch dem Neuallermöher Frauenarzt Dr. med. Jürgen Kröger (65) sind diese Fälle bekannt: "Bei mir in der Praxis kommt das etwa einmal im Jahr vor." Unbemerkt könne man diese Schwangerschaften aber nicht nennen: "Jede Frau merkt, dass sie schwanger ist. Die Regelblutungen bleiben aus, die Brüste und der Bauch werden größer. Zudem spürt das eine Frau einfach."

Vielmehr handele es sich um eine Verdrängung, so Kröger: "Die Frauen haben Angst vor den Konsequenzen und der Verantwortung. Sie wollen nicht wahrhaben, dass sie schwanger sind." Aus seiner 28-jährigen Erfahrung als niedergelassener Arzt weiß er, dass es häufig junge Mädchen aus sozial schwachen Familien sind, die ihre Schwangerschaft verdrängen, oft aus Angst vor den Eltern. Ältere Frauen hingegen redeten sich oft ein, dass sie in den Wechseljahren seien. Kröger: "Ich kann Frauen nur raten, bereits bei ersten Schwangerschaftsanzeichen einen Arzt aufzusuchen."