ADFC Hamburg: Kritik an Ampeln und Verkehrsführung - Auch in Bergedorf werden Radfahrer ausgebremst

Die Ampel springt auf Grün: Lange hat der Autofahrer, der von der Vierlandenstraße nach rechts in die Bergedorfer Straße (B5) einbiegen will, auf diesen Moment gewartet und fährt an. Doch bei ungeduldiger Erwartung hat das grün aufblinkende Licht den Wagenlenker auf eine falsche Fährte geführt. Denn Grün haben zunächst die Radler, die geradeaus die B5 überqueren wollen und dafür zu Beginn auch die Rechtsabbiegerspur der Autos überqueren müssen - ein falsch abbiegender Wagen könnte dem Radler dabei schnell zum Verhängnis werden.

Eine an vielen Stellen für Radler ungünstige Verkehrsführung und Ampelschaltung in Hamburg hat auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in seiner gestrigen Pressekonferenz kritisiert. Im vergangenen Jahr starben elf Radfahrer bei Unfällen in Hamburg und damit neun mehr als 2013. Dirk Lau, Sprecher und Vize-Chef vom ADFC Hamburg, führt diese "erschreckend hohe Zahl" auf ein Hauptproblem zurück: Radfahrer würden an Kreuzungen von abbiegenden Autofahrern oft nicht gesehen und sollten, wenn möglich, auf der Fahrbahn fahren dürfen, um damit im Sichtfeld der Autofahrer zu bleiben.

Das begrüßt auch die Bergedorfer Bezirksgruppe des Radlerclubs. "Wenn Radfahrer auf der Straße fahren, werden sie eher ernst genommen. Wenn sie aber auf einem versteckten Radweg fahren, haben Autofahrer sie nicht mehr auf der Rechnung", sagt Sprecher Dr. Reinhold Reumann.

Hohes Gefahrenpotenzial gibt es aus seiner Sicht an der Kreuzung Ludwig-Rosenberg-Ring/Lohbrügger Markt, wo die Radler auf einem separaten Radstreifen geführt werden, plötzlich verdeckt von einer Bushaltestelle auf die Straße fahren, so Reumann.

Die Verkehrsführung an der Kreuzung Vierlandenstraße/B5 ist nach seinen Worten für Radler gut gelöst, da sie eine eigene Ampel haben, die nicht angefordert werden muss. "Probleme gibt es häufig dort, wo Radler ihr Grünlicht erst anfordern müssen", sagt Reumann. Jegliche "Bettelampel", wie etwa am Oberen Landweg/Ladenbeker Furtweg oder am Lohbrügger Markt, sei ungünstig. "Da werden die langsameren Verkehrsteilnehmer zugunsten der schnellen ausgebremst", kritisiert er. Die "ausgebremsten" Radler würden vermehrt darauf reagieren, nicht lange auf die Grünphase warten, sondern bei Rot die Straße passieren. "Nicht in Ordnung, aber nachvollziehbar", so Reumann.

Auch die Hamburger Polizei nimmt diesen Trend wahr, reagierte in der vergangenen Woche mit Großkontrollen auf die gestiegene Zahl der Zweiradunfälle. Allein an einem Tag ahndete sie 57 radelnde Rotlichtsünder, gleichzeitig aber auch 20 Pkw-Halter, die mit ihrem parkenden Wagen einen Radfahrstreifen blockiert hatten.

Allgemein wird die Kritik des ADFC an der fahrradunfreundlichen Verkehrsführung in Hamburg von vielen Radlern geteilt: Im Fahrradklima-Test 2014, einer Umfrage des ADFC in Kooperation mit dem Bundesverkehrsministerium, belegt Hamburg auf der Rangliste der fahrradfreundlichsten Großstädte den 35. von insgesamt 39. Plätzen, schlechter wurden nur noch Köln, Bochum, Mönchengladbach und Wiesbaden bewertet. Spitzenreiter war Münster, gefolgt von Karlsruhe und Freiburg im Breisgau. Hannover schnitt als beste norddeutsche Stadt auf Platz 4 ab.