Gymnasium Lohbrügee: Neuntklässler lernen im Praktikum Betriebe in Bergedorf und Umgebung kennen

In Bergedorf und Umgebung wimmelte es in den vergangenen drei Wochen von Schülerpraktikanten. Alle 122 Neuntklässler des Gymnasiums Lohbrügge (Gyloh) tauschten in der Zeit das Klassenzimmer gegen einen Betrieb, um in die Arbeitswelt hineinzuschnuppern. In welchem Bereich die Schüler ihr Praktikum absolvieren, blieb ihnen überlassen. So wurden unterschiedliche Berufe ausprobiert: Von Arzt über Hotelfachfrau bis hin zu Bankkaufmann – alles war dabei.

„Das Praktikum soll den Schülern einen Einblick in die Arbeitswelt und in betriebliche Abläufe ermöglichen. So mancher weiß danach, welchen Beruf er ergreifen, aber auch, welchen er nicht ergreifen möchte“, sagt Dr. Silvio Jacobs, der Praktikanten vom Gyloh betreut. Die meisten würden danach reifer zurückkommen und sich auf die Schule freuen, so Jacobs.

„Nach behördlichen Vorgaben muss jeder Schüler ein Betriebspraktikum absolvieren. Die Lehrer müssen in der Zeit mit jedem Schüler kommunizieren und ihn mindestens einmal besuchen.“

Die Vorbereitung für die Zeit im Unternehmen übernehmen Politik- und Deutschlehrer. In der achten Klasse wird das Schreiben von Bewerbungen geübt. Die Schüler sollen sich selbst um einen geeigneten Praktikumsplatz kümmern. Silvio Jacobs: „Das gehört zum Leitbild unserer Schule. Wir vermitteln den Schülern Selbstständigkeit und eigene Verantwortung.“

Kundenkontakt im adretten Kostüm

In der Filiale der Hamburger Sparkasse an der Lohbrügger Landstraße war Jette Schütze werktags von 9 bis 16 Uhr im Einsatz. "Ich habe mein Praktikum bei der Haspa gemacht, weil mein Bruder gesagt hat, dass es dort sehr interessant ist", sagt die 14-Jährige. "Ich habe Kunden bedient, sie zu ihrem Schließfach gebracht und bei Beratungsgesprächen zugehört", sagt Jette. Es hat ihr gefallen, dass sie eigenständig arbeiten durfte. "Das zeigt, dass die Mitarbeiter mir vertraut haben", sagt sie. Auch einer ihrer Betreuer, Cäsar Orlowski, zeigt sich zufrieden. Er findet Praktikanten nützlich: "Sie stellen Fragen, über die man als langjähriger Angestellter schon gar nicht mehr nachdenkt."

Während die Schüler einen Einblick in die Arbeitswelt bekommen, können die Haspa-Mitarbeiter Ausschau nach geeignetem Nachwuchs halten. Kurz vor Schulabschluss werden die ehemaligen Praktikanten erneut von der Haspa eingeladen: Auf einem Infoabend werden den jungen Leuten Ausbildungsmodelle, wie die Kombination mit einem Studium, erläutert.

Einsatz für die Gesundheit von Bello und Co.

Die 14-jährige Amelie Heinrich hat sich für ein Praktikum bei der Tierarztpraxis Dr. Reich am Oberen Landweg entschieden. In der Woche war ihr Einsatz an die Sprechzeiten gekoppelt, immer von 9 bis 10 Uhr und dann abends von 16 bis 18 Uhr. "Mir hat der Umgang mit den Tieren gefallen, die hier behandelt oder operiert wurden. Die Operationen fand ich besonders interessant."

Amelie hat sich die Arbeit als Tierarzt genau so vorgestellt, da sie den Betrieb durch den Besuch mit ihrem Hund kannte. "Wir nehmen laufend Praktikanten auf, weil die Kinder den Beruf nicht nur aus dem Fernsehen kennen sollen. Sie sollen ihn live miterleben", sagt Amelies Betreuerin Kerstin Reich. Die Veterinärin nutzt dabei auch gern die Gelegenheit, sich unter den Praktikanten nach geeigneten Auszubildenden umzusehen.

Obwohl Amelie das Praktikum gut gefallen hat, kann sie sich nicht vorstellen, später als Tierärztin zu arbeiten: "Ich glaube, ich könnte keine Tiere operieren, trotzdem ist es spannend, zuzuschauen."

Hinter den Kulissen eines Sterne-Hotels

Hinter die Kulissen eines Hotels zu schauen hat Vanessa Rönner schon immer gereizt: "Im Urlaub ist es immer ein tolles Gefühl, im Hotel zu wohnen. Das Praktikum war die perfekte Gelegenheit, mehr Einblicke zu bekommen", sagt die 14-Jährige. Vanessa hat montags bis freitags im Restaurant, in der Küche und in den Konferenzräumen des Hotels mitgeholfen, jeweils von 8 bis 14 Uhr "Ich habe Besteck einsortiert, Tische abgeräumt oder Wurst- und Käseplatten belegt."

Die Arbeit sei anders gewesen, als sie sie sich vorgestellt hat: "Gläser polieren ist anstrengender als erwartet", sagt sie. "Am besten hat es mir in der Küche gefallen, denn da waren die nettesten Mitarbeiter."

Detlev Fedder, der Praktikanten im Ramada Hotel betreut, sagt: "Viele Schüler haben Interesse an einem Praktikum in unserem Hotel. Das freut uns sehr. Denn einige davon können später sogar bei uns ausgebildet werden." Nützlich seien die Praktikanten immer für den Betrieb: "Unsere 70 Mitarbeiter können alle Hilfe gebrauchen."