Kampf der Systeme: Pädagogen fordern Qualitätsoffensive

Bei einem Aktionstag vor dem CCB hatten sie ihre Arbeit vorgestellt und "Wunschsterne" gesammelt: "Wir brauchen Freiräume" und "Wir brauchen die offene Kinder- und Jugendarbeit als Ergänzung zur Schule" war auf den Zetteln zu lesen, die Stefan Baumann (Jugendbude Boberg) und Katharina Przybylski (Mobilo der Awo) jetzt im Jugendhilfe-Ausschuss an Beate Klipp überreichten. Die Vertreterin der Sozialbehörde war eingeladen, über die Perspektiven der freien Jugendarbeit zu sprechen - vor dem Hintergrund, dass viele Jugendclubs ihre Angebote ändern mussten und nun mit Ganztagsschulen kooperieren.

Bergedorfs Jugendvertreter fordern mehr Wertschätzung und Geld für Personal und Ausstattung. Michael Böckenholt (Juz Vierlande) verweist auf "die abgespeckten Mittel". Im Gegenzug betont Beate Klipp, dass der Haushalt bereits beschlossen ist, die Prioritäten seien klar: "Unsere großen kostenträchtigen Baustellen sind die Kitabetreuung und der Kinderschutz."

Zwar sei die offene Jugendarbeit weiterhin "vonnöten und sehr wichtig", mit eigenständigem Auftrag zur Persönlichkeits- und Demokratiebildung, aber "in der Schule können nun mal alle erreicht werden, in der Jugendarbeit bloß 10 bis 13 Prozent".

Derzeit jedoch werde die Globalrichtlinie zur offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) aktualisiert und überlegt, ob der Passus, dass 25 Prozent des Budgets in Kooperationen fließen sollen, gestrichen wird: "Am besten entscheiden doch die Einrichtungen vor Ort", so Klipp.

Dass vielleicht "auch Schulen mehr Ressourcen für Kooperationen brauchen", so Stefan Thomsen (Haus Warwisch), bestreitet Rainer Köker von der Schulaufsicht: "Nach unserer Wahrnehmung sehen wir hier keine Notwendigkeit", Bergedorfs Ganztagsschulen seien gut ausgestattet. Immerhin habe es zwei Jahre lang zusätzlich zwölf Wochenstunden gegeben, um den Ganztag aufzubauen: "Vor zwei Jahren gab es noch 50, jetzt sind alle Schulen in Hamburg Ganztagsschulen", verweist er stolz auf die Quantitäten: "Und jetzt werden wir auch die Qualität in den Blick nehmen."

Für eine "Qualitätsoffensive" auch in der offenen Jugendarbeit spricht sich Cornelia Fries (Die Linke) ebenso aus wie Bergedorfs neue Jugenddezernentin Sabine Steffen: "Wir haben jetzt zwei Jahre Zeit, Bewegung ins Thema zu bringen und sozialräumliche Schwerpunkte zu setzen."

Und so beschloss der Ausschuss, dass eine Arbeitsgruppe eingerichtet wird. Sie wird sich eigens damit befassen, wie sich trotz gleichbleibender Finanzen die beiden Systeme Schule/Jugendclub verzahnen lassen - ohne dass die offene Arbeit ausblutet.