Neuallermöhe (upb). Bergedorfs soziales Kämpferherz hat aufgehört zu schlagen. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Dieter Nolte Anfang Februar in seiner Wohnung gestorben. Er wurde 74 Jahre alt.

Nolte hatte am eigenen Leib erfahren, wie ungerecht unsere Gesellschaft zu den Menschen ganz unten ist. Seit Sohn Marcel 1984 durch einen Ärztefehler blind und leicht behindert zur Welt kam, hat er sich um ihn gekümmert. Dafür gab der damals 44-Jährige den eigenen Job auf und lebte von Sozialhilfe, um immer für den Sohn da zu sein. Oberstes Ziel: Marcel sollte nicht ins Heim sondern ein möglichst normales Leben führen, später einen richtigen Beruf erlernen und seinen Platz im Leben finden.

Doch Nolte kämpfte nicht nur für das kleine private Glück. Über die Jahre wurde er zum engagierten Streiter für die Menschen am unteren Rand der Gesellschaft. Er organisierte Familienprotesttage für die bessere Förderung von Eltern und Alleinerziehenden, engagierte sich für Blinde und Geburtsgeschädigte, bescherte in Neuallermöhe zu Weihnachten bis zu 100 Kinder aus armen Familien. Und er gründete den Verein "Contra", der sich für die Rechte der kleinen Leute einsetzte, indem Anwälte organisiert wurden oder Dieter Nolte die Menschen bei schwierigen Behördenterminen persönlich begleitete.

Doch immer wieder stieß er gegen schier unüberwindbare Hürden, auch bei den Hartz-IV-Empfängern selbst: "Leider stimmt allzu oft das schlechte Bild, das die Medien von ihnen zeichnen. Viele wollen nur nehmen und nichts dafür geben", resümierte er 2008, als er den Verein "Contra" auflösen musste: Zahlreiche der bis zu 140 Mitglieder blieben die zwölf Euro Jahresbeitrag schuldig, obwohl Nolte sie viele Stunden unterstützt hatte.

Verbittert zog er sich zurück, träumte zuletzt davon, mit Marcel nach Bayrisch Eisenstein zu ziehen, um die sozialen Probleme Neuallermöhes hinter sich zu lassen. Dazu ist es nicht mehr gekommen.