Millionenforderungen: Poker um Betriebshof - Investoren und Bezirk warten

Rund um das Stuhlrohrareal sind derzeit einige Projekte in Planung. Die Palette reicht von Gewerbe und Wohnungen in den "Glasbläserhöfen 2" südlich des Sander Damms über Ideen, im Bereich Stuhlrohrstraße/Weidenbaumsweg Bergedorfs neue Post und/oder ein Großkino zu errichten. Bis zum neuen Eingangstor für die City, das "Bergedorfer Tor" an der Einmündung Weidenbausweg/Bergedorfer Straße (wir berichteten). Verdächtig ruhig ist es dagegen um Überlegungen geworden, die in Bergedorf für Furore gesorgt hatten. Die Idee, auf dem alten Stuhlrohrareal ein citynahes Wohnquartier mit etwa 1000 Wohnungen, Einzelhandel und Büros zu errichten, ist derzeit nicht aktuell.

Grundeigentümer Richard Herrling will für die Zukunft aber die Realisierung eines derartigen Vorhabens nicht ausschließen. Trotz Problemen mit einem benachbarten Grundeigentümer, nämlich Hamburg Wasser. "Im Stuhlrohrquartier ist alles vermietet", betont Herrling, macht damit deutlich, dass er keineswegs in Zugzwang ist. "Wenn aber jemand mit einem guten Bebauungsplan kommt, werde ich bestimmt nicht Nein sagen": Derzeit seien die Chancen für lukrative Wohnbebauung mit Sicherheit höher als etwa in zehn oder 20 Jahren.

In unregelmäßigen Abständen schauen Projektplaner ins Bezirksamt, um die Realisierungschancen für eigene Ideen abzuklopfen, bestätigt Bergedorfs Baudezernent Uwe Czaplenski. "Das würden die nicht tun, gäbe es vom Grundeigentümer keine Signale, dass er für Überlegungen offen ist."

Als Sand im Getriebe nicht nur für dieses Projekt, sondern auch für das "Bergedorfer Tor", erweist sich zum wiederholten Mal Hamburg Wasser. Mit hohen Preisforderungen für die jetzt ungenutzte ehemalige Bergedorfer Niederlassung an der Kreuzung Weidenbaumsweg/Sander Damm hatte der Landesbetrieb bereits Überlegungen torpediert, Bergedorfs Hauptpost auf das verkehrsgünstig gelegene Areal zu verlegen.

Auf Nachfragen aus dem Bezirk gab es abwechselnd die Auskunft, man sei in Verkaufsverhandlungen - oder diese seien gerade beendet. Bergedorf würde das Areal mit seinem Büro- und Lagergebäuden gern für die Unterbringung von Flüchtlingen prüfen.

Viel Zeit hat Richard Herrling bereits mit dem Versuch verbracht, diese Fläche für seine eigenen Planungen zu erwerben. Die Preisvorstellungen von Hamburg Wasser sind die vergangenen Jahre geradezu explodiert, bestätigen Interessenten. Für etwa 5000 Quadratmeter seien zunächst etwa 1,9 Millionen Euro gefordert worden, bald darauf das Doppelte.

In einem ersten Bieterverfahren sei er nicht der Höchstbietende gewesen, sagt Herrling. "Der ist dann offensichtlich abgesprungen, ich wurde gefragt, ob ich noch interessiert sei." Herrling bestätigte dies, doch bevor der Verkauf vollzogen werden konnte, kam die nächste Nachricht: "Der Vorstand habe gegen den Verkauf entschieden."

Dass sich der Bezirk rasch mit Hamburg Wasser einigt, bezweifelt Herrling. "Im Dezember ist das Unternehmen mit einer Zwei-Zeilen-Mail von einem fertig verhandelten Kaufvertrag zurückgetreten. Dieses Mal lautete die Begründung, man wolle im April erneut in ein Bieterverfahren einsteigen."

Insider sind dagegen optimistisch, dass sich bald etwas tut: "Wenn das Ergebnis der Hamburg-Wahl steht, gibt es eine Ansage an Hamburg-Wasser." Wofür allerdings, müsste sich dann noch zeigen.