Schneckenpost erzürnt Bürger und Politik

Die Frage war simpel: "In welchen Zustellbezirken im Bezirk Bergedorf wurde seit dem 1.4.2014 an welchen Tagen keine Post zugestellt?" So hatte die Bergedorfer SPD-Bezirksfraktion bereits vergangenen August gefragt. Fast ein halbes Jahr später bezog Anja Renziehausen Stellung im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit. Die gewünschten Zahlen hatte die Politikbeauftragte der Deutschen Post jedoch nicht dabei.

Die Politiker reagierten verschnupft. "Einen Mangel an Qualitätsmanagement", warfen Werner Omniczynski (SPD) und Ernst Heilmann (Die Linke) der Post vor.

Renziehausen warb um Verständnis für ihr Unternehmen. Probleme erkannte sie vor allem in den Sommermonaten 2014. Von Mai bis Juli habe der Zustellstützpunkt Bergedorf einen ungewöhnlichen hohen Krankenstand verzeichnet. In einer Zeit, in der es erfahrungsgemäß 20 Prozent weniger Sendungen gibt als im Schnitt und viele Kollegen Urlaub machten.

Die Zusteller hätten die unglückliche Konstellation an einigen Tagen nicht auffangen und einige Bezirke nicht vollständig bedienen können, bedauert Renziehausen. Man habe jedoch reagiert, zusätzliche Kräfte für die Zeit eingestellt.

Allerdings seien die nicht so eingespielt wie die Stammzusteller, würden Besonderheiten, wie versteckte Briefkästen im Hinterhof, nicht kennen, wodurch wiederum Probleme bei der Zustellung entstehen. "Mittlerweile haben wir aber wieder eine stabile betriebliche Situation."

Eine stabile Situation können die Bezirkspolitiker ganz und gar nicht erkennen: Die Probleme hätten über den Sommer 2014 noch immer Bestand. Immense Verspätungen, Tage, manchmal Wochen ohne Zustellung, und überquellenden Briefkästen, wenn der Zusteller dann doch mal kommt, das haben mehr als 40 genervte Postkunden der bz vermeldet - im Herbst 2014.

Zu subjektiven Eindrücken, etwa der Politiker, wollte Anja Renziehausen keine Aussage machen. Ziel der Post seien in erster Linie zufriedene Kunden: "Doch wir sind ein riesiges Unternehmen, wo nun mal unvorhersehbare Dinge passieren."