Haus brügge: Protest gegen Lidl am Binnenfeldredder hält an

Knapp drei Wochen Bedenkzeit haben Bergedorfs Politiker noch, dann müssen sie eine Entscheidung über die Ansiedlung von Lidl neben dem Einkaufszentrum Binnenfeldredder fällen. Richten sie sich dabei nach den Wünschen der Anwohner, die Ablehnung des Discounters durch den Stadtentwicklungsausschusses am 4. März (18 Uhr, Rathaus, Wentorfer Straße 38) wäre Pflicht.

150 Menschen ließen am Mittwoch den großen Saal im Haus "brügge" aus den Fugen platzen - nur um ihrer Ablehnung Nachdruck zu verleihen. Organisiert von der Anwohner-Initiative um Julia Schmalfeldt und Renate Weiss hörten sich Politiker aller Fraktionen die teils sehr emotional vorgetragenen Argumente an. Kern der Ablehnung ist das befürchtete Verkehrschaos, weil Lidl zusätzliche Kunden aus Reinbek und Glinde über die winzige Sterntwiete vom ohnehin schon überlasteten Binnenfeldredder anziehe. Und es geht um die Zukunft des erst vor vier Jahren komplett modernisierten Einkaufszentrums samt Rewe-Markt direkt nebenan. "Wir haben hier kein Problem gut einzukaufen. Und der nächste Discounter - Aldi Am Beckerkamp - ist nur wenige Hundert Meter entfernt, also leicht zu erreichen. Aber wenn Lidl kommt, droht unserem beliebten Rewe das Aus", mahnte Christoph Mallok. Der frührer Präsident der Bezirksversammlung wohnt an der nahen Goerdelerstraße, verweist auf entsprechende Aussagen der Betreiberin.

Wie er sieht sich die große Mehrheit der Nachbarn "als Opfer einer Schlacht der beiden großen Discounter" um Marktanteile in Lohbrügge-Nord: Eigentlich gehe es Lidl nur darum, dem nahen Aldi Kunden abspenstig zu machen, ganz egal wie sein Umfeld am Binnenfeldredder darunter leide.

Ob Lidl seine Pläne verwirklichen darf, hängt maßgeblich an Bergedorfs Bezirksabgeordneten. Nur wenn sie den Bebauungsplan ändern, darf der Discounter bauen. Was die Politiker trotz deutlicher Anwohnerkritik noch grübeln lässt, formulierte CDU-Fraktionschef Sven Noetzel so: "Lidl will nicht nur den 1000 Quadratmeter großen Markt bauen, sondern gleich weitere sechs Etagen mit etwa 60 Wohnungen oben drauf." Ein Argument, das zumindest bei der SPD Lohbrügge zieht, wie ihr Vorsitzender Michael Schütze anmerkte: "Hamburg braucht dringend zusätzlichen Wohnraum. Darum haben wir uns schon vor einem Jahr für das Projekt ausgesprochen - aber gleichzeitig ausdrücklich gegen den Supermarkt im Erdgeschoss."

Wie viel davon nach der Hamburg-Wahl am Wochenende bei den verschiedenen Fraktionen noch Bestand hat, war bei der Diskussion schwer einzuschätzen. Allerdings machte manchen Bürgern auch der Wohnungsbau Bauchschmerzen, hingen im Haus "brügge" doch Pläne aus, die neben den 60 "Lidl-Wohnungen" noch einmal so viele als Aufstockung über dem Rewe-Markt zeigten. Die große Sorge: Zu enge Bebauung fördere auch ohne Lidl das Parkplatz-Chaos - und bei zu enger "Nachverdichtung" drohten soziale Probleme.

Details zu den Forderungen der Anwohner trägt Sprecherin Julia Schmalfeldt am Mittwoch im Stadtteilbeirat Lohbrügge vor. Beginn ist um 18 Uhr im Haus "brügge", Leuschnerstraße 86.