Bergedorf (ld). Das Ergebnis der Bezirksversammlungswahl im Mai 2014 war für Bergedorfs Linke ein Donnerschlag: Ausgerechnet das Spitzenduo aus Stephan Jersch und Ernst Heilmann fiel dem großen Erfolg der Partei zum Opfer.

In vier von sieben Bergedorfer Wahlkreisen bekamen linke Direktkandidaten jeweils ein Mandat - damit genau die Zahl, die der Partei nach dem Wahlergebnis von 9,2 Prozent in der Bezirksversammlung zustand.

Die Folge: Von der Liste zog kein einziger Linker ein. Ihr bisheriger Fraktionsführer Stephan Jersch wie auch der zweite Kopf des Spitzenduos, Ernst Heilmann, bekamen keinen Sitz. Seitdem sind sie als zugewählte Bürger in Ausschüssen tätig. Doch das ist ihnen nicht genug: Jetzt führen sie die Bergedorfer Direktkandidaten Özgür Yildiz, Birgit Gruber, Janes Nitsche, Michael Mirbach, Helge Schild sowie Robert Gruber in den Wahlkampf zur Hamburger Bürgerschaft.

Dafür opfert Stephan Jersch einen Teil seines Jahresurlaubs. Die Sehnsucht nach politischem Diskurs ist groß: "Die Debatten vermisse ich schon", gesteht der 51-Jährige, der in der HafenCity als Programmierer arbeitet. In die Bürgerschaft will er seine Erfahrungen in der Bezirkspolitik einbringen und Themen wie soziale Stadtentwicklung und Fracking auf die Agenda bringen.

Jersch kandidiert auch als Nummer 6 von 17 Bewerbern auf der Landesliste. Seine Chancen, in die Bürgerschaft einzuziehen, schätzt er auf 50 zu 50. Heilmann ist optimistischer: "Ich glaube, dass es mindestens einer von uns schafft", sagt der Gewerkschaftssekretär, der sich über viele Jahre einen Namen als Stadtplanungsexperte gemacht hat. In Hamburg will er vor allem für den Bau weiterer Sozialwohnungen streiten. "Die aktuelle Quote von 30 Prozent reicht nicht, um den Verlust geförderter Wohnungen in Hamburg nur annähernd auszugleichen."