Flüchtlingsfamilien aus Serbien und dem Iran erzählen, warum sie auf eine friedliche Zukunft in Deutschland hoffen

Hier treffen enorme kulturelle und soziale Unterschiede aufeinander: 50 Flüchtlinge verschiedenster Nationen leben inzwischen im Containerdorf am Friedrich-Frank-Bogen. Etwa die Hälfte von ihnen - meist junge Familien - kamen erst am 30. Dezember an und konnten noch schnell im Amt einen Asylantrag stellen.

"Stop, gate close!", waren die schlimmsten Worte, die Marziyeh Peyvasteh in den Ohren klangen. So hieß es am Flughafen von Teheran, als die 31-Jährige mit ihrer Familie ausreisen und nach Deutschland flüchten wollte. "Wir haben gebeten und gebettelt. Eine Stunde voller Angst mussten wir warten, dann durften wir doch einsteigen", sagt die Mutter der Mädchen Mehrsa (5) und Dorsa (2).

Eigentlich hätten sie es in der Millionenstadt Shiraz gut haben können - wenn sich die Welt nicht streiten würde: "Im Iran habe ich alles, einen Garten und zwei Häuser. Aber kein freies Leben", sagt Marziyeh Peyvasteh, die Geologie studierte, Lehrerin werden wollte. Mit ihrem Mann Hosein, einem Theaterproduzenten, beschloss sie die Ausreise - "ohne Koffer, nur mit Taschen voller Babysachen".

20 Tage verbrachte die Familie in der Harburger Erstaufnahme, blieb dann drei Monate in einer umfunktionierten Schule: "Wir schliefen mit 15 Menschen in einem Raum. Ich bin froh, dass wir jetzt zwei eigene Containerzimmer haben", sagt die 31-Jährige, die weinend ihre Große an sich drückt und "nicht mehr denken, nichts mehr fürchten" mag. Was ihr geblieben ist, ist die Hoffnung: "Ich wünsche allen Menschen Frieden, ein gutes Leben und Demokratie."

Im Flüchtlingsdorf reihen sich die Schicksale Tür an Tür. Auf dem Flur hängt ein einziges Bild mit einem Spruch des deutschen Schriftstellers Jean Paul (1763-1825): "Gehe nicht, wohin der Weg führt, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur."

Bananen und Scheuermilch stehen auf dem Tisch. Nur das Nötigste hat die serbische Familie eingekauft. Während der vierjährige Marko auf seiner Fußballdecke tobt, schläft Andriana (2) im Nachbarzimmer. "Bei uns zu Hause ist es schwer, zu leben. Wir sind Roma und bekommen keine Arbeit", erzählen die Eltern Kristina und Slavoljub Marinkovic. Auch sie haben einen Asylantrag gestellt. "Das ist mein zweiter, denn ich wurde vor 22 Jahren in Wandsbek geboren. Aber als ich sechs war, mussten meine Eltern zurück nach Belgrad", berichtet die Mutter, die wohl vergeblich gehofft hatte, ihre Geburtsurkunde könnte helfen. "Aber im Amt haben sie den Kopf geschüttelt".

Einen Schulabschluss haben sie nicht, auch keine Berufsausbildung. "Aber ich kann auf der Baustelle arbeiten, das ist kein Problem", sagt der 27-Jährige - und ist dankbar, in Deutschland zu sein: "In Serbien sind Roma und Sinti nicht gewollt. Viele werden nach Indien geschickt, weil es heißt, da kämen wir Zigeuner eigentlich her", sagt Slavoljub Marinkovic.

Über so etwas Abstraktes mag die Familie gar nicht nachdenken. "Wir brauchen Kinderkleider und noch zwei Decken", sagt die Mutter auf Nachfrage bescheiden. Was aber wäre ihr größter Traum? "Wir möchten nur Arbeit finden und hoffen auf eine bessere Zukunft für unsere Kinder."