VHH: Dienstkleidung wird per Bus zu den Mitarbeitern in Bergedorf gefahren

Wenn der Pullover ein Loch hat, die Hose zwickt oder das Hemd verschlissen ist, müssen auch Busfahrer mal shoppen gehen. Die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) vom Curslacker Neuen Deich haben es dafür nicht weit. Denn alle zwei Wochen macht auf dem Betriebshof ein Bus mit Dienstkleidung halt - die rollende Boutique für Busfahrer.

Von außen sieht sie aus wie ein normaler Bus. Innen allerdings bietet sich ein ungewohntes Bild. Dort, wo links und rechts sonst Sitzplätze sind, ragen Regale mit leicht durchsichtigen und mit Kleidung gefüllten Plastikkisten in die Höhe, an einem Ende davon hängt ein großer Spiegel, der Bereich der Rückbank ist zu einer kleinen Umkleidekabine mit Schiebetür umfunktioniert. "Und alles ist abgesichert, damit beim Fahren nichts durch die Gegend purzelt", sagt der Herr der Kleider, Jürgen Kleie.

Von Hemden über Westen, Strickjacken und Hosen bis hin zu Krawatten und Mützen: Bei Kleie gibt es alles, was ein Busfahrer oder ein anderer VHH-Mitarbeiter mit Dienstkleidungspflicht braucht. "Nur Unterwäsche müssen sie sich selbst organisieren. Und Schuhe gibt es bei Schuh Bode in Bergedorf", sagt der 61-Jährige. Ansonsten habe er jeweils fünf Exemplare aller Artikel auf Lager, egal ob für Männer oder Frauen und meistens auch in jeder Größe. Ist mal etwas nicht vorhanden, bestellt er es beim Lieferanten über seinen Laptop im Bus und bringt es beim nächsten Mal einfach mit.

Etwa drei Jahre gibt es die rollende Boutique bei den VHH bereits. Immer dienstags und donnerstags steuert der Bus die Betriebshöfe des Unternehmens an. Von Bergedorf über Geesthacht bis nach Neumünster: Die insgesamt zwölf Stationen sind quer über und um Hamburg verteilt. "Eine Million Kilometer hat der Bus auch schon auf dem Tacho", sagt Kleie, der früher als Fahrer bei den VHH arbeitete.

"Bei 1400 Busfahrern macht es einfach Sinn, dass ein Bus zu den Mitarbeitern kommt und nicht umgekehrt", begründet VHH-Sprecher Martin Beckmann das Konzept der Dienstkleidung auf Rädern. Und es scheint aufzugehen. An manchen Tagen kommen bis zu 50 Kunden in die kleine Boutique, manchmal sind es aber auch nur ein paar. "Das ist wetterabhängig wie bei jedem Geschäft", weiß Kleie.

Heute liegt die Zahl irgendwo dazwischen. Immer mal wieder steckt ein Busfahrer den Kopf durch die Tür, fragt zum Beispiel, ob Kleie ein Hemd in Größe 52 habe. Ohne lange nachdenken zu müssen, zieht der Schenefelder dann eine Kiste aus dem Regal in der Männerabteilung und händigt den gewünschten Artikel aus. Die Bezahlung läuft über ein Mitarbeiterkonto. Die eine Hälfte der Kosten trägt der Busfahrer selbst, die andere das Unternehmen.

Auch Markus Gripp gehört heute zu den Kunden. Der 25-Jährige ist neu bei den VHH, braucht eine Grundausstattung: zwei Hosen, fünf Hemden, einen Pullover, eine Strickjacke, eine Krawatte und Mütze sowie Jacke.

In der Umkleidekabine probiert er ein weißes Hemd, darüber eine rote Winterjacke an und betrachtet sich in dem großen Spiegel. "Angenehm zu tragen, sind die Sachen schon mal", bemerkt er. Wie er die rollende Boutique seines neuen Arbeitgebers findet? "Ist doch praktisch, dass der Bus direkt auf den Hof fährt."