Prozessbeginn nach Attacke auf Ehefrau

Ein blutiges Drama spielte sich vor den Augen entsetzter Passanten am 21. Juli mitten in Bergedorf ab. Mit einem Küchenmesser stach der 41-jährige Dejan S. von hinten auf seine frühere Lebensgefährtin Nadica D. (36) ein. Die ahnungslose Frau hatte mit ihren fünf Kindern ihre Wohnung am Reetwerder verlassen, die Familie wollte einkaufen gehen. Wie besessen stach ihr Ex-Freund immer wieder zu, er traf sein Opfer an den Armen, im Rücken, am Kopf. Die Frau stürzte zu Boden, ihr 13-jähriger Sohn Daniel stellte sich dem Angreifer - seinem Vater - mutig entgegen.

Nadica D. konnte sich aufraffen und in ein Geschäft fliehen, dort brach sie zusammen. Im Bethesda Krankenhaus Bergedorf retteten die Ärzte das Leben der Frau mit einer Notoperation. Gestern begann vorm Landgericht Hamburg der Prozess gegen den Messerstecher. Die Anklage lautet auf versuchten Mord.

Tätter und Opfer stammen aus Montenegro, sie waren nach Aussage des Angeklagten "nach Roma-Art" verheiratet. Die Beziehung stand unter keinem guten Stern. Von beiden Seiten mischte sich ständig die Verwandtschaft ein.

Dejan S. trank hin und wieder zu viel und schlug dann seine Partnerin vor den Augen der Kinder. Die Gewalt eskalierte schließlich, die Polizei sprach gegen den Mann eine "Wegweisung" aus der gemeinsamen Wohnung am Reetwerder aus. Die Anwältin der Frau erwirkte vor dem Amtsgericht Bergedorf eine einstweilige Verfügung. Dejan S. musste von der Wohnung mindestens 500 Meter Abstand halten.

Die richterliche Anordnung hat der Frau nichts genützt, ihr Ex-Partner hielt sich nicht daran. "Ich konnte die Trennung von meinen Kindern nicht ertragen", sagte der gewalttätige Vater im Gericht gestern unter Tränen. "Ich konnte nicht schlafen, ich habe vor Kummer ständig zu viel getrunken." Von einer Gaststätte im Reetwerder aus beobachtete er die Straße. Als Nadica D. mit den Kindern aus dem Haus kam, stürzte er sich auf sie und stach zu. Heute will er sich an die Tat nicht mehr erinnern können. Tatsächlich hatte er zur Tatzeit 1,5 bis 1,7 Promille Alkohol im Blut, für einen totalen Filmriss vielleicht etwas zu wenig.

"Wie stehen Sie denn heute zu der Tat und zu ihrer Ex-Frau?", wollte die Vorsitzende Richterin Petra Wende-Spors vom Angeklagten wissen. Der zeigte keine Spur von Reue: "Gott soll ihr alles doppelt zurückgeben, was sie mir angetan hat", schimpfte er. Schon bei der polizeilichen Vernehmung nach der Tat hatte er sich einen üblen Ausrutscher geleistet: "Die Frau will mich unbedingt in den Knast bringen, ich hätte sie umbringen sollen", las die Richterin aus dem Protokoll vor.

Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil ist für Ende Februar zu erwarten.