Fred Schulze: Der Erfinder von Hamburgs ältestem Weihnachtsmarkt erinnert sich, wie alles einmal anfing

Zum 49. Mal gibt es in diesem Jahr in Bergedorf den beliebten Weihnachtsmarkt. Wir schrieben das Jahr 1966, als vor der Kirche St. Petri und Pauli Hamburgs allererster Weihnachtsmarkt zum Verweilen einlud. Erfunden hat ihn Fred Schulze, damals Leiter des Wirtschafts- und Ordnungsamts im Bezirk Bergedorf, auch wenn der heute 87-jährige Pensionär als Erfinder des Weihnachtsmarktes gar nicht gern bezeichnet sein mag: "Das klingt so angeberisch." Und doch ist dieser Markt sein Kind, das er 25 Jahre lang liebevoll gepäppelt und gepflegt hat und bis heute in den Adventswochen mindestens zweimal in der Woche auf ausgiebigen Rundgängen besucht.

"Es war eine Art Probelauf, damals im Jahr 1966", erinnert sich Fred Schulze. Für die Zeit nach dem Hamburger Winterdom hatte er von dort einen Schmalzbäcker- und einen Zuckerbäckerstand für den Standort vor der Kirche engagiert, auch wenn die Kirchengemeinde Petri und Pauli seinerzeit blanke Empörung an den Tag legte: "Die Kirche sollte eine Oase der Ruhe sein und kein Ort der Volksbelustigung."

Dem Volk aber gefiel's, und von der guten Resonanz ermutigt, plante er ein Jahr später etwas großzügiger mit einem zweiten Standort im Sachsentor neben Penndorf. "Da haben wir dann ein Kinderkarussell und sogar eine Bowlingbahn aufgebaut." Ein Hamburger Theatermaler entwarf weihnachtliche Holzwände, vor denen sich die Stände um St. Petri und Pauli gruppieren sollten. Doch diesmal wehrte sich die Kirche erfolgreich gegen eine solche Verbarrikadierung durch geballte weltliche Vergnügungssucht. "Der Maler hat seine Wände daraufhin der Hamburger Petri-Kirche angeboten", erzählt Schulze. "So gab es dort 1967 den ersten Weihnachtsmarkt entlang der Mönckebergstraße."

In Bergedorf wuchs und gedieh unterdessen der Weihnachtsmarkt Jahr für Jahr. Glasbläser trafen sich mit Holzschnitzern und Strickerinnen, und auch das gastronomische Angebot wurde immer vielfältiger. "Einen Winter war es so kalt, dass bei Waffelbäcker Hermann Bade die Eier geplatzt sind", weiß Fred Schulze noch als wäre es gestern gewesen.

Als die Alte Holstenstraße und später das Sachsentor Fußgängerstraßen wurden, gab es noch einmal mehr Platz für Weihnachtsmarktstände. "In der Alten Holstenstraße haben wir in den 70er-Jahren die Stände in der Mitte aufgebaut, mit dem Rücken zueinander", beschreibt der Weihnachtsmarkt-Vater. "So hatten wir einen schönen Rundlauf und freien Blick auf Schloss und Schlosspark mit den Märchenfiguren vom Bergedorfer Künstler Bruno Karberg."

1990 war Fred Schulzes letztes Weihnachtsmarkt-Jahr, dann ging er in Pension. Wenn er heute über den Weihnachtsmarkt schlendert, trifft er noch allerlei Bekannte und Geschäftspartner von früher. Kneipenwirt Udo Tatter mit seinem Bierstand ganz oben in der Alten Holstenstraße, Heiko Grimmer mit seinem Würstchenstand auf dem Bergedorfer Markt. Hier trinkt Schulze am liebsten seinen Glühwein: "Schmeckt einfach besser als in der Alten Holstenstraße und im Schlosspark, wo alle Stände den Glühwein vom privaten Veranstalter verkaufen müssen", ist er überzeugt.

Überhaupt will ihm die Privatisierung des Marktes vor wenigen Jahren nicht so recht schmecken: "Dadurch haben sich die Gebühren für die Beschicker deutlich erhöht. Warum kann der Bezirk nicht wie bisher Veranstalter bleiben?"

Auch den Versuch, den Weihnachtsmarkt in den Schlosspark zu etablieren, hält der ehemalige Amtsleiter für gescheitert: "Da ist doch nur am Wochenende wirklich Betrieb. Dann nehmen sich die Leute Zeit für den Weihnachtsmarkt. Laufkundschaft in der Woche gibt es nur in den Einkaufsstraßen."