Die Reifeprüfung: Mäßige Theaterfassung des Kult-Romans

Wer Mike Nichols' grandiosen Spielfilm aus dem Jahr 1967 mit Anne Bancroft und dem 30-jährigen Dustin Hoffman in den Hauptrollen kennt, darf von dieser Theaterproduktion nicht zu viel erwarten. Die Inszenierung der "Reifeprüfung", vom Altonaer Theater am Mittwochabend aufgeführt im Theater Haus im Park, ist eine ebenso moderne wie unterhaltsame Bühnenfassung eines großen gesellschaftskritischen US-Romans. Mehr nicht.

Romanautor Charles Richard Webb hatte 1963 die nahenden sozialen Spannungen der späten 60er-Jahre vorausgesehen, als die Hippie-Generation gegen das kleinkarierte Regelwerk ihrer Eltern und deren Konzentration auf materielle Werte und äußerlich makellosen Schein rebellierte. All das kommt in der jetzigen Bühnenfassung von Terry Johnson zwar zur Sprache, verkümmert aber zugunsten der weidlich ausgespielten Sex-Affäre zwischen dem Studenten und der gereiften Alkoholikerin zum Hintergrund.

Zweifellos brilliert die Inszenierung von Eva Hosemann mit pointierten Dialogen, kurzweiligen Bühnenbild-Wechseln, und Helen Schneider als verruchte "Mrs. Robinson" gibt es sogar nackt zu sehen - freilich nur als scherenschnittartige Silhouette hinter der Milchglas-Duschwand. Gleichwohl stand - zumindest am Mittwochabend - keiner der Bühnenakteure mit der Dosis Empathie in seiner Rolle, die für ein packendes Theaterstück erforderlich ist.

Am Sonntag, 7. Dezember, wird das Stück um 19 Uhr am Gräpelweg 8 noch einmal aufgeführt. Vielleicht sind die Darsteller dann ja eine Spur besser drauf.