Josephine Witt: Bergedorferin wird wegen Störung der Religionsausübung angeklagt

Mit ihrer Aktion wollte sie gegen die Machtstrukturen der katholischen Kirche protestieren. Jetzt muss sich Josephine Witt dafür vor Gericht verantworten. In der Messe im Kölner Dom kletterte die junge Bergedorferin vor einem Jahr am ersten Weihnachtstag schreiend auf den Altar, entblößte ihre Brüste vor Kardinal Joachim Meisner. Auf dem nackten Oberkörper prangten in schwarzen Großbuchstaben die Worte "I am god" (Ich bin Gott). Dafür wird die 21-Jährige ab heute wegen Störung der Religionsausübung vor dem Kölner Amtsgericht angeklagt. Sollte die Bergedorferin schuldig gesprochen werden, liegt das höchste Strafmaß bei einer Haftstrafe von drei Jahren.

Josephine Witt gilt als eine der bekanntesten deutschen Mitglieder der in der Ukraine gegründeten Frauenrechtsbewegung, die seit 2008 immer wieder mit provokanten Aktionen und entblößten Brüsten auf sich aufmerksam macht. So protestierten die Aktivistinnen im Oktober 2012 bei Ikea Moorfleet gegen die Zensur von Frauen im arabischen Katalog der Möbelhauskette. Im Dezember vor einem Jahr tauchte Josephine Witt bereits halbnackt in der Talkshow von Markus Lanz auf, um auf "mafiöse Machenschaften" des Weltfußballverbands "Fifa" vor der WM in Katar aufmerksam zu machen.

Nach ihrem Auftritt im Dom wurde Josephine Witt nach nur wenigen Augenblicken von Domwächtern vom Altar gezerrt und aus der Kirche geschleppt. Nachdem sie bereits überwältigt war, wurde sie von einem Gottesdienstbesucher geohrfeigt. Das Verfahren gegen ihn wurde gegen Zahlung von 500 Euro eingestellt. Dass aber der Frauenrechtlerin der Prozess gemacht wird, erinnert die Femen an den Protest von Pussy Riot. Die Musikerinnen der feministischen Punkrock-Band wurden inhaftiert, nachdem sie in einer russisch-orthodoxen Kirche ein Video gedreht hatten. Die Inhaftierung sorgte weltweit für Unverständnis - auch in Deutschland. Nun aber, bei einer Aktion im eigenen Land, würden harte Strafen gefordert, heißt es auf der Seite von Femen.

Kardinal Meisner, mittlerweile im Ruhestand, blickt gelassen auf die Szene im Dom zurück, auf Kinder und Jugendliche habe die nackte schreiende Frau allerdings traumatisierend gewirkt. "Ein Messdiener hatte mehrere Wochen Angst, zum Dienst zu kommen und wollte nur noch bei seinen Eltern schlafen", sagte Dompropst Norbert Feldhoff der Deutschen Presse-Agentur.