Einkaufsspaß seit 1908: Von Biebler über Hertie, Kepa und Penndorf bis Karstadt - Serie zum Buch/3. Teil

Das Jahr 1908 markiert im Sachsentor eine Zeitenwende: Johann Biebler eröffnet das erste Kaufhaus und verleiht Bergedorf so auf einen Schlag Großstadtflair. Denn Biebler, damals schon 30 Jahre Betreiber eines der typischen kleinen "Manufakturwaren"-Ladens, stößt die Tür zum Einkaufsspaß auf.

Ging es im Sachsentor bis dahin um das Decken des täglichen Bedarfs, bietet Biebler den Bergedorfern jetzt eine riesige Auswahl an allem, was das Leben schöner macht: Kleidung aller Art, Spielzeug, Parfüm und Seife, Schuhe, Koffer, Schreibwaren, erste Haushaltsgeräte und sogar Möbel hat er auf vier Etagen im Jugendstil-Neubau im Sortiment. Vorbild sind Hermann und Oscar Tietz, die 1882 in Gera mit diesem Konzept den Grundstein des späteren Hertie-Konzerns legten.

Die Bergedorfer kamen dank Biebler tatsächlich in Shopping-Laune. Selbst die beiden Weltkriege konnten dem Kaufhaus nichts anhaben. Erst 1949 verpachteten seine Söhne das Geschäft an Hertie, das so nach Bergedorf kam. Leider fiel in den 50er-Jahren auch die prägende Fassade des Kaufhauses der Modernisierungswut zum Opfer. Als Ersatz gab es Beton und Glas, wurde der einst verspielte Bau nach rein funktionalen Gesichtspunkten neu gestaltet.

Hertie erweiterte 1969 auf doppelte Größe, wofür die sechs Richtung Mohnhof direkt anschließenden kleinen Geschäfte verschwinden mussten. Als 1996 Karstadt den Konzern übernahm, verschwand auch im Sachsentor der Name Hertie. Jahre zuvor war Karstadt bereits durch die Fusion mit der "Kepa" an den Bergedorfer Markt gezogen, wo seit 1970 ebenfalls im funktionalen Waschbeton ein Kaufhaus stand.

Der wichtigste Mitbewerber schon aus Bieblers Zeiten lag allerdings am östlichen Ende des Sachsentors: Dort hatte die Familie Penndorf 1919 den Manufakturwarenladen Wenck übernommen und in den Folgejahren kontinuierlich zum Textilkaufhaus ausgebaut. Insgesamt vier Generationen der Penndorfs machten das Geschäft so groß, dass der Slogan "Erst mal seh'n was Penndorf hat" zum Aushänge-Jingle für das ganze Sachsentor wurde. Die Erfolgsgeschichte endete 2002/03 abrupt: Das Unternehmen musste Insolvenz anmelden - und mit ihm geriet das ganze Sachsentor für Jahre in Schieflage.

Zahlreiche weitere Details und Fotos zu Bergedorfs Kaufhausgeschichte bietet das gerade erschienene Buch "Handel und Wandel im Sachsentor" (284 Seiten; 19,80 Euro), das wir mit dieser Serie vorstellen. Nächster Teil: die Entstehung der Fußgängerzone.